AZ-Meinung: Eine Stadt ist keine Firma

AZ-Lokalredakteurin Anja Perkuhn über den Effekt des Preis-Wahnsinns auf die Stadtgesellschaft.
Anja Perkuhn |
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AZ/dpa

München - "Die sollen nicht über die hohen Mieten jammern, sondern einfach mehr arbeiten, dann können sie sich die Mieten auch leisten." Das ist ein tatsächlicher Kommentar von einem tatsächlichen Menschen, der sich auf einen Artikel in der AZ bezieht, in dem es um Luxussanierungen in München geht. Um Hochglanz-Immobilienprojekte in der Innenstadt, die eigene Werbefilme haben. Um den gesetzlich festgelegten Anteil von Miet- und Werkswohnungen in solchen Projekten, der gerade mal eingehalten wird - diese Wohnungen liegen dann aber an den weniger attraktiven Ecken.

Ja: Wer mehr Geld hat, kann sich schönere Dinge leisten als jemand mit weniger Geld. Nein: Niemand fordert, dass Sechs-Zimmer-Loftwohnungen am Nockherberg freigegeben werden für Hartz-IV-Empfänger.

Eine Stadt braucht Vielfalt - sozial, kulturell, arbeitsstrukturell

Aber eine Stadtgesellschaft ist ein komplexes Gebilde, das gemeinsam geformt werden muss. Die kurzsichtige und zynische Ansicht, wer sich eine attraktive und unter Mietdruck stehende Stadt wie München oder auch das Münchner Umland nicht leisten kann, könne dort eben nicht wohnen, vernachlässigt einfachste Grundsätze für das Miteinander: Eine Stadt braucht Vielfalt - sozial, kulturell, arbeitsstrukturell.

Wer Pflegerinnen, Taxifahrer, Pädagogen, Putzkräfte, Alleinstehende, Rentnerinnen, kinderreiche Familien an den Rand einer Metropole drängt (und darüber hinaus) mit dem Hinweis darauf, dass das nun einmal die Entwicklung ist, der hat nicht begriffen, wie eine soziale Gesellschaft funktioniert und was sie braucht. Weil eine Stadt eben keine Firma ist, die es um jeden Preis wirtschaftlich zu optimieren gilt. Sondern ein Miteinander.

Lesen Sie auch: Immobilienpreise in München - Es wird immer schlimmer

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