AZ-Leser schildern ihre schlechten Erfahrungen im Klinikum
Der Schock ist groß, aber auch die Wut. Nach dem Klinik-Skandal melden sich bei der AZ viele Leser, die selbst schlechte Erfahrungen im Stadt-Klinikum gemacht haben.
MÜNCHEN Der Schock ist groß, aber auch die Wut. Nach dem Klinik-Skandal melden sich bei der AZ viele Leser, die selbst schlechte Erfahrungen im Stadt-Klinikum gemacht haben. Da ist die Rede von Windeln, die in einem Plastik-Abfalleimer vor sich hinstinken. Von Duschgelegenheiten in „erbarmungswürdigem Zustand“. Und ein Leser berichtet, dass sich seine Mutter Anfang April in Neuperlach mit einem multiresistenten Krankenhauskeim angesteckt habe.
Auch CSU-Stadtrat Robert Brannekämper hat in der Vergangenheit immer wieder Hinweise von Patienten des Städtischen Klinikums bekommen. „Manche Leute erzählen bloß, dass es unappetitlich oder schmuddelig war“, sagt er. „Andere greifen zum Fotoapparat und dokumentieren die Mängel.“ So gingen bei ihm Fotos (siehe rechts) ein, die den Angaben nach im September 2009 in einem Krankenzimmer in Bogenhausen entstanden sind. Als der neue Patient den Badezimmerschrank öffnete, fand er darin nicht nur viele Flecken, sondern auch eine gebrauchte Bürste vor.
Schon im Herbst habe er den ganzen Aufsichtsrat angeschrieben, sagt Brannekämper. „Ich hatte das Gefühl, dass man in hektische Betriebsamkeit ausbricht, aber an das Hauptproblem nicht drangeht.“ Und das ist seiner Ansicht nach auch die Frage, wie das Personal bezahlt wird.
Der Münchner Verdi-Geschäftsführer Heinrich Birner erklärt das Grundproblem: Die Budgetmittel der Krankenhäuser sind so knapp, dass hinten und vorne gespart werden muss.“ Was die Entlohnung und die strukturellen Bedingungen angeht, sei es im Städtischen Klinikum teils sogar noch besser als in anderen Einrichtungen. Aber: „Der Druck, der entsteht, kommt von unbesetzten Stellen“, sagt Birner. „Das führt zu Arbeitshetze, zu Arbeitsverdichtung und zu weniger Zeit für den Patienten am Krankenbett.“
Ein junger Mann, der nach eigenen Angaben ein halbes Jahr als Krankenpfleger im OP Bogenhausen beschäftigt war, spricht von einem „kompletten Personalmangel“. Die Arbeitsbedingungen seien katastrophal gewesen. Vor einem Jahr hörte er auf, dort zu arbeiten. Doch die Probleme mit der Sterilisations-Abteilung, die hat er damals schon mitbekommen. Julia Lenders
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