AZ-Konzertkritik: So war Santiano auf dem Tollwood

Lieder vom Seemannsleben, Freiheit und Liebe im Ohr - und am Ende Meeresrauschen im Herzen: Die Nord-Rocker Santiano spielten in der Musikarena des Tollwood-Festivals. Die AZ-Konzertkritik.
Philipp Seidel |
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Santiano begeisterten am Samstag alle dem Norden Zugetanen in der Tollwood-Musikarena.
Michael Mey Santiano begeisterten am Samstag alle dem Norden Zugetanen in der Tollwood-Musikarena.

München - Die Stühle im Parkett der Tollwood-Musikarena konnten einem leid tun. Sicherlich waren sie mit einiger Mühe und viel Liebe in Reih und Glied aufgestellt worden – doch benutzt wurden sie kaum. Schon nach dem ersten Takt des Eröffnungsstücks „Gott muss ein Seemann sein“ sprangen die Zuhörer auf und klatschten mit – und so sollte es die nächsten zweieinviertel Stunden fast durchgehend bleiben.

Alles, was im Herzen oder im Personalausweis oder in beidem dem Norden zugetan ist, feierte am Samstag Abend die Band, die mit ihrer Gründung im Jahr 2011 auch gleich den Durchbruch hatte. Und deren Musiker da schon in einem Alter waren, in dem man viele Torheiten der Jugend längst hinter sich hat. Der späte, dann aber enorme Erfolg macht ihnen offensichtlich noch Freude: Die Herren, allen voran Gitarrist Hans-Timm Hinrichsen, hüpfen mit einer Ausdauer über die Bühne, dass manch ein Kollegen-Jungspund neidisch werden kann.

„Von Liebe, Tod und Freiheit“ heißt das neueste, bereits dritte Album der Rocker aus Schleswig-Holstein. Und damit ist das Themenspektrum ihrer Lieder schon trefflich umrissen, alles schwerst maritim unterlegt, versteht sich. Und so folgten dem Gott, der ein Seemann sein muss, Titel wie das pathetische „Frei wie der Wind“, die Band-Hymne „Santiano“ und „Auf nach Californio“. Dazwischen immer wieder Getragenes wie „500 Meilen“ und „Garten Eden“ – wie so einiges an diesem Abend Coverversionen, einmal eines Folksongs, einmal von Simon & Garfunkels „Scarborough Fair“.

Insgesamt sollten 25 Lieder vom Seemannsleben, von Freiheit, Gelagen und Liebe erzählen. Santiano tun gut daran, die Stücke meist so zu spielen, wie man sie von den Alben kennt. Die großen Live-Variationen – unplugged, a-cappella, überraschend anders instrumentiert – können ja in einigen Jahren noch kommen, wenn sie wirklich jeder auswendig kann.

Zwischendurch weist Sänger und Bassist Björn Both auf die Zusammenarbeit der Band mit dem Meeresschützern von Sea Shepherd hin und mahnt, nachfolgenden Generationen etwas von der schönen Welt übrig zu lassen. Das verbindet natürlich die Bayern und die Schleswig-Holsteiner: Sie wissen, wie wichtig es ist, die Umwelt vor der Haustür zu erhalten, ob Alpen oder Ostsee.

Zum Abschluss des Hauptprogramms wurde noch einmal die Trinkfreudigkeit besungen – „Es gibt nur Wasser, Wasser, Wasser überall, doch wir haben nichts zu trinken ... Wir brauchen Rum, Rum, Rum, sonst verdursten wir“. Eine Zugabe wurde verlangt, drei wurden gespielt: „Rolling the Woodpile“ und das rockig-folkige „Irish Rover“. Und schließlich das langsame, heimatverliebte „Hoch im Norden“.

Draußen vor dem Zelt war die Hitze des Tages abgeklungen. Mit Musik-Nachrauschen im Ohr und Meeresrauschen im Herzen ging man heim.

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