AZ-Kommentar zum Thema Stelen statt Stolpersteine: Ein richtiger Weg

Das sagt AZ-Lokalchef Felix Müller über die Stelen und Tafeln. 
von  Felix Müller
Königinstraße 85: Hier haben der Onkel und die Tante von Uri Siegel einst gelebt. Franz Landauer starb am 10. Juli 1942 im Konzentrationslager Westerbork, Tilly Landauer wurde am 15. Oktober 1944 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet.
Königinstraße 85: Hier haben der Onkel und die Tante von Uri Siegel einst gelebt. Franz Landauer starb am 10. Juli 1942 im Konzentrationslager Westerbork, Tilly Landauer wurde am 15. Oktober 1944 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet. © Sigi Müller

Es gab viele gute Gründe, gegen die Stolpersteine zu sein. Das achtlose Drüberlaufen. Der Künstler, der sich ein Monopol sichert und auch Texte gegen den Willen der Angehörigen durchsetzt.

Nicht zuletzt das Bewusstsein, dass man keine Gedenkform gegen den Verband der größten Opfergruppe beschließen sollte.

Es war gut und richtig, dass der Stadtrat 2016 in einer langen, ernsthaften Diskussion entschieden hat, eine Alternative zu entwickeln, um den deportierten und ermordeten Münchnern an vielen Orten dieser Stadt ein Gesicht – und eine öffentliche Erinnerung – zu geben: mit einem eigenen, münchnerischen Weg jenseits der Stolpersteine.

Jetzt also sind sie da. Ein Kompromiss, dem man das Kompromisshafte ansieht: nicht besonders mutig, den Stolpersteinen ähnlich. Aber eben nicht auf dem Boden – und mit Bildern der Ermordeten. Man sollte dem Projekt eine Chance geben.

Die Stadt sollte es weiterentwickeln. Trotz allem. Denn dass – oft hochbetagte – Töchter, Söhne, Neffen, Nichten endlich die Möglichkeit kriegen, auf öffentlichem Grund ihrer ermordeten Lieben würdig zu gedenken, ist wichtiger als Debatten um Ästhetik.

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