AZ-Fotograf Mike Schmalz: Die Macht der Bilder
Seine Kamera war seine Waffe. Das friedfertige Instrument eines harmoniebedürftigen Menschen in einer turbulenten Welt voller Brisanz. Unser Kollege Mike Schmalz suchte seinen Platz an der vordersten Front der Aktualität. Wo Flammen loderten, Blaulichter zuckten, wo weiß vermummte Männer Spuren sicherten, da war sein Revier. Aber auch das muss hier gesagt werden: Noch im Elend internationaler Katastrophen und im Chaos regionaler Kriege nutzte er sein Objektiv mit tiefem Respekt vor den Opfern.
Disziplin hatte der junge Würzburger bei der Bundeswehr gelernt. Im Münchner Pressestab schätzte man seinen unverstellten Blick für die militärisch präzise Dokumentation. Sein Auge für den bunt gepflasterten Münchner "Boulevard" schulte er ab 1978 als freier, bald fest angestellter Fotograf der Abendzeitung. Im quirligen Haus an der Sendlinger Straße kultivierte der Newcomer sein ausgeprägtes technisches Talent. Mit einem Bildfunkgerät beamte er erstmals Negative direkt in die Redaktion. Seine Bilder speicherte er auf einem von den IT-Experten des Hauses verteufelten Apple, einem Tool, das längst den Branchentrend vorgibt.
Das knisternde Raunen des Polizeifunks muss ihn ins Kabuff des Polizeireporters gelockt haben. An der Seite des Kollegen Karlheinz Grass coverte er jedenfalls jahrzehntelang die Münchner Kriminalszene. Nicht selten kreuzten die beiden noch vor Polizei und Rettern am Tatort auf, weil sie per Decoder auf den wechselnden Wellenbereichen mitsurften.
Werner Meyer, der legendäre Chefreporter der AZ, nahm den motivierten Aufsteiger mit hinaus in seine Welt. Mit "Bobby" und anderen Kollegen kreuzte Mike immer wieder im trügerischen Schutz eines Presseschilds durch das vom Bürgerkrieg zerrissene Jugoslawien. Bei der Rückkehr von einer Tour bis in den Kosovo erfuhr er, dass der SZ-Reporter Egon Scotland von einem Heckenschützen kaltblütig erschossen wurde.
Man könnte die Frage stellen: War Mike süchtig nach dem Adrenalinstoß? Doch dazu kannten wir alle zu gut die offene Empathie, mit der er Hilfsaktionen bei Erdbeben wie in Armenien oder bei Brunnenprojekten in Afrika in den Blick der Öffentlichkeit rückte. Unvergessen seine Hilfsbereitschaft für Freunde und Kollegen. Und auch dies: Mit Fotos voll praller Lebensfreude betreute er bis zuletzt die alljährliche Biergarten-Aktion.
Münchens Alt-OB Christian Ude erinnert sich an den Wegbegleiter und engagierten SPD-Genossen als "unglaublich sensiblen Menschen, immer hilfsbereit und großzügig". Er kannte ihn als einen politisch engagierten, stets aktuell informierten Fotografen. Als Mann, der mit der Macht seiner Bilder verantwortungsvoll umging.
Am 17. Januar ist Mike Schmalz mit 65 Jahren im Klinikum rechts der Isar an Organversagen gestorben. Bis zuletzt war er liebevoll betreut von Ehefrau Rita, seiner Tochter Lena und den engsten Familienangehörigen. Wir trauern mit ihnen.
Die Trauerfeier ist im Haus für Lebens- und Trauerkultur Aetas am Donnerstag, 25. Januar, 13 Uhr.