AZ exklusiv: Schwabinger Bombe lag schon eine Woche offen herum - Passant hat sie entdeckt

Update, 3. Juli, 18.35 Uhr: Die Aufregung um die Schwabinger Bombe ist womöglich noch nicht zu Ende. Fakt ist: Die Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg war laut den Kampfmittelexperten ursprünglich 125 Kilo schwer – ist aber in zwei Teile zerbrochen. Aufgefunden wurde bislang nur das vordere Teilstück: ein konisch zulaufendes Trumm aus Gusseisen, 60 Zentimeter lang, mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern. "Es hatte noch 25 Kilo Restsprengstoff", erklärt der Chef des Sprengkommandos München von der Firma Tauber der AZ. Er hat mit seinem Team am Mittwochabend die Bombe entschärft.
Womit sich die Frage auftut: Wo ist eigentlich Teil zwei, also der hintere Teil dieser Weltkriegsbombe? Auf AZ-Nachfrage bestätigt ein Feuerwehrsprecher, dass dieser "noch nicht offenliegend aufgefunden" worden sei. Derzeit sei unbekannt, ob es diesen hinteren Bombenteil (noch) gibt – und ob er sich womöglich ebenfalls nahe des Fundorts befindet. "Theoretisch", erklärt Braun, "könnte auch der hintere Teil einen scharfen Zünder haben."

Zuständig für diese Sicherheitsfrage ist das Kreisverwaltungsreferat (KVR), das sich bereits mit der Suche nach dem zweiten Bombenteil beschäftigt. Die Abteilung Sicherheit und Ordnung sei "im Austausch mit der Branddirektion, der Polizei, dem staatlichen Kampfmittelbeseitigungsdienst und allen weiteren Beteiligten, um den Sachverhalt zu ermitteln", erklärt das KVR auf AZ-Nachfrage. "Die Maßnahmen zur Gefahrenerforschung sind noch nicht abgeschlossen", heißt es weiter.
Hier ist die Bombe tatsächlich gefunden worden
Derweil hat die AZ exklusiv erfahren, wie die Schwabinger Weltkriegsbombe tatsächlich aufgefunden worden ist. Der Ort, wo die Bombe entschärft wurde (in der Kurve, wo die Kraepelin-, Bumm- und James-Loeb-Straße zusammenlaufen) ist in Wahrheit nicht der ursprüngliche Auffindeort.
Ein Arbeiter ist schon vor rund einer Woche etwa 250 Meter weiter südlich an der James-Loeb-Straße (nahe Kreuzung Parzivalstraße) auf die Bombe gestoßen – bei den Gehweg-Baggerarbeiten für neue Leitungen. Etwa in der Nähe des Eingangs zur Baustelle, auf der die Stadt aktuell die früheren Bettenhäuser des Schwabinger Krankenhauses zu Personalwohnungen umbaut. Anstatt die Polizei zu alarmieren, transportierte er die Bombe im Anschluss selbst entlang der James-Loeb-Straße Richtung Norden und legte sie in der Kurve am Gehwegrand ab.

Erst Tage später, am Mittwoch dieser Woche, hat offenbar ein Passant zufällig das gefährlich aussehende Trumm entdeckt und die Polizei alarmiert. Die Polizei bestätigt diesen Vorgang auf AZ-Nachfrage. "Der Arbeiter hat die Bombe für Metallschrott gehalten", erklärt ein Polizeisprecher. Ob auf den Arbeiter nun Konsequenzen zukommen, ist noch unklar.
Wie häufig passiert das, dass eine mächtige Weltkriegsbombe von Bauarbeitern ausgegraben und dann selbstständig an eine andere Stelle bewegt wird? "Ich erinnere mich an keinen Fall mit einer so großen Bombe", sagt der Chef des Sprengkommandos München auf AZ-Nachfrage. Die Firma Tauber habe allein letztes Jahr mit zehn Mitarbeitern 26 Weltkriegsbomben in ganz Bayern entschärft. "Bei kleineren Munitionsfunden", sagt Sebastian Braun, "passiert es leider gelegentlich schon". Arbeiter im Tief- und Straßenbau seien üblicherweise geschult im Umgang mit gefährlichen Funden. "Ob das in Einzelfällen womöglich anders ist, wissen wir natürlich nicht", sagt Braun.

Dabei warnt der Kampfmittelexperte eindringlich: "Wer einen verdächtigen Gegenstand findet, der nach Munition aussieht: Nicht anfassen! Schon gar nicht anheben oder transportieren. Damit bringt man sich unter Umständen in Lebensgefahr." Stattdessen solle man die Fundstelle so blockieren, dass andere Menschen nicht in die Nähe des Fundstücks kommen, und sofort die Polizei alarmieren. "Danach dauert es nicht lang", sagt er, "und dann kommen wir."
Update, 22.57 Uhr: Ein Passant kommt vorbei und sagt den drei Bombenentschärfern, was an diesem Abend wohl viele Anwohner denken: "Danke euch, dass ihr da seid's und dass nix passiert is."
Update, 22.32 Uhr: Wie die AZ exklusiv erfuhr, war der Fund nur das vordere Teilstück einer 125 Kilo Bombe mit 25 Kilo Restsprengstoff. Ob es ein zweites Teilstück gibt und wo es sich befindet, ist derzeit unbekannt. Die Behörden gehen dem nach, heißt es. Es besteht derzeit aber keine Gefahr.
Update, 22.11 Uhr: "Wenn ein Arzt operiert, ist er auch nicht aufgeregt", sagt Paul Rönicke zur AZ. Wenn er keine Bomben entschärft, ist er auch als Rettungssanitäter tätig.

Update, 22.05 Uhr: Die entschärfte Bombe wurde in den Van der Firma Tauber geladen. Sie wird nun zerschnitten und vernichtet. Die Bombe war 60 cm lang, hatte einen Durchmesser von 30 cm und ist konisch zulaufend aus Gusseisen. An der Fundstelle laufen jetzt bereits die Aufräumarbeiten. Die Firma Tauber hat letztes Jahr mit zehn Mitarbeitern 26 Weltkriegsbomben in ganz Bayern entschärft, jeweils zu zweit.

Update, 21.56 Uhr: Sebastian Braun, Chef vom Münchner Sprengkommando des Freistaats Bayern der Firma Tauber, hat zusammen mit seinen beiden Kollegen Usam Bach und Paul Rönicke die Weltkriegsbombe entschärft. "Gefühlt hat es 45 Minuten gedauert. Ich bin erleichtert, wieder eine weniger", so Braun zur AZ.
Update, 21.47 Uhr: Die Weltkriegsbombe wurde erfolgreich entschärft. Die Aufpasser klatschen Beifall. "Alles hat wunderbar geklappt, die Entschärfung hat etwa eine Stunde gedauert", so Feuerwehrsprecher Bronnhuber.
Video:
Update, 21.41 Uhr: Die MVG-Einsatzleitung passt am Scheidplatz immer noch auf, dass keine Fußgänger, Radler, Autos Richtung Norden fahren. Alle Busse und Trams müssen noch immer am Scheidplatz umdrehen. Etliche Fußgänger versuchen, durchzukommen, haben aber keine Chance. "An der Kreuzung Bummstraße/Belgradstraße gibt es keinen Schutz, falls die Bombe hochgeht", berichtet der MVG-Mitarbeiter der AZ.
Update, 21.25 Uhr: Die Entschärfungsarbeiten an der Weltkriegsbombe sind noch im vollen Gange, man ist aber zuversichtlich, dass noch am Mittwoch Entwarnungen gegeben werden kann und die evakuierten Anwohner wieder in ihre Wohnungen zurückkehren können.
Update, 20.53 Uhr: Kurz vor 21 Uhr haben die Entschärfungsarbeiten an der Weltkriegsbombe begonnen. Wie lange es dauert, kann aber noch nicht gesagt werden. "Wir hoffen, dass es schnell und problemlos geht", so Feuerwehrsprecher Bronnhuber.
Update, 19.51 Uhr: Aktuell sind die Arbeiten an der Fundstelle der Bombe wegen des Gewitters über Schwabing eingestellt. "Es dürfte aber bald wieder mit den Arbeiten weitergehen", so Feuerwehrsprecher Franziskus Bronnhuber zur AZ. Durch das Gewitter hätte es durchaus die Gefahr bestanden, dass es durch das Gewitter zu einer sogenannten elektrostatischen Aufladung kommt, welche wiederum den Zünder hätte aktivieren können.
Wann genau mit der Entschärfung begonnen werden kann, ist aktuell noch nicht klar. "Wir planen da im Viertelstundentakt, je nach aktueller Situation", so Bronnhuber weiter. Die Entschärfung der Bombe selbst wird später von zwei Sprengmeistern durchgeführt.
Update, 19.11 Uhr: Mittlerweile hat auch KATWARN eine Gefahrenmitteilung rausgeschickt.

Update, 19 Uhr: Das aufziehende Gewitter hat im Moment noch keinen Einfluss auf die Entschärfung. "Es sollte eigentlich keine Probleme bereiten, wir werden auf alle Fälle weiter an der Entschärfung arbeiten", so ein Feuerwehrsprecher. Da die Evakuierung noch nicht abgeschlossen und auch der Schutzwall noch nicht vollständig aufgebaut ist, verschiebt sich der Beginn der Entschärfung weiter nach hinten. Um 19.15 Uhr ist eine weitere Lagebesprechung geplant.
Update, 18.10 Uhr: Die Entschärfung soll nun um 19 Uhr beginnen. Im Moment wird ein zwei Meter hoher Schutzwall aus Betonsteinen in L-Forum um die Bombe errichtet. Dieser soll im Falle einer Explosion die Umgebung schützen, indem sie Explosion und Druckwelle abschwächt. Laut Feuerwehr-Angaben ist der Blindgänger in zwei Teile zerbrochen, heute soll nur der Teil mit dem Zünder entschärft werden.

Update, 17.53 Uhr: Die Entschärfung muss noch mal nach hinten verlegt werden. Die Evakuierung ist noch nicht abgeschlossen. Einsatzkräfte von Johanniter und THW transportieren noch eine ältere Dame mit Krankenbett aus ihrer Wohnung. Die Feuerwehr fährt aktuell durch die Straßen und ruft die Anwohner per Lautsprecher dazu auf, ihre Wohnungen und Häuser zu verlassen.

Update: 17.47 Uhr: Sirenen ertönen, die Entschärfung der Weltkriegsbombe beginnt. Die Fahrzeuge des Katastrophenschutzes nähern sich der Einsatzstelle.
Update, 17.44 Uhr: In der Nähe der eingerichteten Pressestelle sitzen viele Anwohner, warten geduldig und unterhalten sich über die Weltkriegsbombe im Jahr 2012. Kleine Kinder sind ganz erstaunt von all den vielen Fahrzeugen von Feuerwehr und THW. Rund 80 Einsatzkräfte der Feuerwehr, 50 Einsatzkräfte der Rettungsdienste und 30 Einsatzkräfte der Polizei sind im Einsatz.
Update, 17.38 Uhr: Die Entschärfung wurde auf 17.45 Uhr verlegt. Trotz der Entschärfungsmaßnahmen soll die U-Bahn ohne Einschränkungen weiterfahren können. Vor der Entschärfung wurde ein Unterbau errichtet, damit konnte der Evakuierungsradius etwas verkleinert werden.

Update, 17.12 Uhr: Die Evakuierung ist im vollen Gange. In den Treppenhäusern ist das hämmernde Klopfen der Einsatzkräfte zu hören, welche die Anwohner auffordern, ihre Wohnung zu verlassen. Die evakuierten Personen gehen relativ entspannt mit der Situation um, eine Frau verlässt mit ihren vier Katzen das Haus.

Etwas entfernt, in der Belgradstraße, stehen fünf Einsatzfahrzeuge des Katastrophenschutzes. Auch eine Drohne der Feuerwehr ist im Einsatz.

Update, 16.43 Uhr: Stand jetzt soll gegen 17.30 Uhr mit der Entschärfung der Bombe begonnen werden, teilt die Branddirektion auf AZ-Anfrage mit. Zuvor werden noch rund 400 Menschen evakuiert. Wenn der kritische, 125 Kilo schwere, Teil der Bombe entschärft werden kann, sollen sie noch am Abend in ihre Wohnungen zurückkehren können.
Update, 15.22 Uhr: Die 250 Kilogramm schwere Weltkriegsbombe liegt in der Kurve Kraepelinstraße/Bummstraße nahe an der Oberfläche. Nach Angaben der Feuerwehr wollten Bauarbeiter einen Gehweg aufgraben, um Leitungen zu verlegen.
Die Bombe ist in zwei Teile zerbrochen, der Zünder ist scharf
Die scharfe Hälfte wiege 125 Kilogramm und werde heute "sicher noch am frühen Abend entschärft". Evakuiert werde vermutlich etwa ein 150 Meter Umkreis.
Aus der Branddirektion München verlautete, dass die Entschärfung der Bombe "unabdingbar" sei, es aber schwierig zu sagen sei, wie lange sich die gesamte Unternehmung noch hinziehe: "Die Vorbereitungen laufen schon, allerdings klären wir noch die genaue Wohnungssituation vor Ort ab. Da gibt es unter anderem auch Betreutes Wohnen. Da stellt sich die Frage, wie schnell eine Evakuierung möglich ist."
Im Umkreis von 100 Metern um die Fundstelle befinden sich das Max-Planck-Institut für Psychiatrie, zahlreiche mehrstöckige Wohnhäuser und das Schwabinger Krankenhaus.
Nach AZ-Informationen sind vom Schwabinger Krankenhaus nur Lagerräume betroffen. Der Kindergarten in dem Radius ist aktuell schon leer. Wie viele Anwohner betroffen sind, ist noch unklar. Möglich sei eine "niedrige dreistellige Zahl", so die Feuerwehr.
Bombenfund in Schwabing: Das sagen die Anwohner
Update, 14.37 Uhr: Wie gefährlich ist die Lage? Die Lagebesprechung von Feuerwehr und Polizei dauerte jedenfalls sehr viel länger als zuvor angekündigt. Gerade sind Experten der Bombensicherung mit ihrem Van in Richtung Fundort gefahren.
Matej Tomec (29) sorgt sich um seinen Vater, der in der Nähe wohnt: "Ich habe die Schwabinger Bombe schon miterlebt. Wir haben damals bis in die Berliner Straße die Druckwelle in den Fenstern gespürt, das war schon unheimlich."
Ein Passant sagt: "Das ist jetzt schon die dritte Bombe, die ich mitkriege. Nahe Linprunstraße, Feilitzschstraße und jetzt hier. Letztes Mal bin ich nicht mehr in meine Wohnung gekommen. Wenn sie nicht sprengen müssen, ist es ja harmlos. Aber wenn es läuft wie Schwabing letztes Mal, auweia. Leider erfährt man hier bis jetzt überhaupt nichts, Fragen werden nicht beantwortet."
Bombenfund in Schwabing: Muss evakuiert werden?
Update, 14.03 Uhr: Zuerst hieß es, der Fundort liege in der Belgradstraße/Ecke Rümannstraße. Nach Angaben der Feuerwehr handelt es sich "vermutlich" nicht um eine 250-Kilogramm-Bombe, sondern um eine kleinere mit 125 Kilogramm: "Der Zustand der Bombe ist noch unklar."
Deshalb stehe derzeit noch nicht fest, ob sie tatsächlich entschärft werden und deshalb auch geräumt werden muss. Feuerwehr-Sprecher Franziskus Bronnhuber zur AZ: "Aktuell muss man sich keine Sorgen machen, die Feuerwehr ist noch sehr entspannt."
Erstmeldung, 2. Juli, 13.32 Uhr: Bombenalarm in München: Auf einer Baustelle in Schwabing ist am Mittwoch eine 250 Kilogramm schwere Weltkriegsbombe gefunden worden.
Wie die Feuerwehr weiter berichtet, beurteilen derzeit "Spezialisten" die Lage, auch die Polizei ist vor Ort.