Autofreie Altstadt: Mutiger Vorstoß
Klar, es hat schon einen gewissen Unterhaltungswert, wenn der Fahrer eines Wagens mit FFB- oder STA-Kennzeichen direkt vorm Dallmayr mal wieder zeigt, wie Wenden in 92 Zügen funktioniert. Trotzdem drängt sich der starke Verdacht auf, dass er dort – nur wenige Meter vom Rathaus entfernt – mit seiner Karre nichts verloren hat.
Das Plädoyer von Stadtbaurätin Elisabeth Merk für eine weitgehend autofreie Altstadt ist mutig, und es ist richtig. Es gibt wohl kaum einen Ort im Freistaat, der mit öffentlichen Verkehrsmitteln besser erreichbar ist als Münchens Zentrum. Warum also sollten Autos dort weiterhin den Platz, die Lebens- und Luftqualität reduzieren?
Dass es Ausnahme-Regelungen für Behinderte, Anwohner, Handwerker und Zulieferer geben muss, versteht sich von selbst. In einer konstruktiven Diskussion lassen sich da sicherlich Lösungen finden. Doch an einer konstruktiven Diskussion sind viele erst gar nicht interessiert.
Es war von vornherein klar, dass Merks Vorstoß auf viel Kritik stoßen würde. Wenn Menschen befürchten, in ihrer Freiheit (oder auch nur Bequemlichkeit) eingeschränkt zu werden, gibt es immer lauten Protest. Dort, wo diese Freiheit aber für andere zur Belastung wird, sollte sie aufhören. Und wenn mal wieder ein Autofahrer aus dem Umland vorm Dallmayr zeigt, wie Wenden in 92 Zügen funktioniert, kommen Radler und Fußgänger nicht vorbei – und warten in den Autoabgasen.
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