Auto in Münchner See gelandet: Ersthelfer spricht von dramatischen Momenten

Audio von Carbonatix
Besuchern des Riemer See offenbarte sich am frühen Mittwochmorgen ein kurioser Anblick. Kurz vor 7 Uhr stand, wenige Meter vom Ufer entfernt, ein Transporter mitten im Wasser. Dass sich hinter dieser außergewöhnlichen Szenerie möglicherweise eine Tragödie verbirgt, konnte zu diesem Zeitpunkt wohl noch niemand ahnen. Doch was war geschehen?
Wie Polizei und Feuerwehr mitteilten, fuhr ein 30-jähriger Mann aus bisher noch unbekannter Ursache mit seinem Transporter in den Riemer See und trieb immer weiter in das Gewässer des Buga-Geländes hinein.
Einer, der Zeuge des Vorfalls war, ist Thomas Schneider (56) aus Zamdorf. Der Münchner nutzt den Riemer See regelmäßig zum Schwimmen. Normalerweise zieht der 56-Jährige erst am Abend seine Bahnen, doch aus irgendeinem Grund, vielleicht war es göttliche Fügung, entschied sich Schneider am Mittwoch spontan dafür, bereits in den frühen Morgenstunden schwimmen zu gehen, wie er der AZ erzählte. Möglicherweise wurde er durch diese Entscheidung zum Lebensretter.
Transporter fährt in den Riemer See – Münchner wird möglicherweise zum Lebensretter
Er befand sich gerade in der Mitte des Sees, als ihm ein Fahrzeug auffiel, das mit hoher Geschwindigkeit am Ufer entlang fuhr. "Der hatte locker 30 bis 40 Sachen drauf. Hinter dem Wagen konnte man Staubwolken sehen. Ich dachte mit nur 'Spinnt der?'", so Schneider weiter.

Der 56-Jährige war etwa 150 Meter von der Rampe entfernt, von der normalerweise die Boote zu Wasser gelassen werden, als der Transporter mit Vollgas über die Rampe in den Riemer See gefahren ist.
"Das war ein total skurriler Anblick. Nicht so wie im Kino, wo die Autos gleich immer im Wasser untergehen. Der Pkw ist getrieben wie ein Schlauchboot und vom Nichtschwimmerbereich immer weiter ins Tiefe Wasser abgetrieben", erklärt Schneider der AZ diesen ungewöhnlichen Moment.
Sofort schwamm der 56-Jährige ans Ufer, rannte knapp 100 Meter zur Rampe, sprang dann sofort wieder ins Wasser und schwamm zum im See treibenden Fahrzeug. Dort angekommen, schob er das Fahrzeug seitlich zurück in den Nichtschwimmerbereich.
Zwei Schwimmerinnen eilen zu Hilfe
In diesem Moment schwammen zwei Frauen ganz in der Nähe im See. Schneider rief die beiden Frauen um Hilfe und gemeinsam gelang es dem Trio, den Transporter so weit zurück hinter die Bojenkette zu schieben, dass die Reifen wieder Bodenkontakt hatten. Durch ihren Einsatz verhinderten sie ein weiteres Absinken des Fahrzeugs.

Schneider warf einen Blick ins Innere des Fahrzeugs und sah dort einen jungen Mann, der apathisch hinter dem Lenkrad saß. "Der Fahrer wirkte auf mich total zugedröhnt. Ich dachte mir nur, der hat mehr als nur ein paar Bier getrunken."
Da der 56-Jährige nicht abschätzen konnte, wie der Fahrer darauf reagieren würde, wenn er nun die Fahrertür öffnen würde, entschloss er sich, sein Glück über die Hecktüren zu versuchen. Zwar gelang es Schneider, die Türen zu öffnen, allerdings gab es keine Möglichkeit, von der Ladefläche ins Fahrerhaus zu gelangen.
Währenddessen schwamm eine der beiden Helferinnen zurück ans Ufer und verständigte telefonisch den Rettungsdienst. Ein Großaufgebot an Feuerwehr-, Wasserrettungs- und Rettungsdiensteinheiten begaben sich sofort zum Einsatzort. Auch ein Rettungshubschrauber wurde, wie bei einer Wasserrettung üblich, angefordert.

Rettungsschwimmern gelang es, das Fahrzeug zu sichern und den Fahrer davon zu überzeugen, die Fahrertür zu öffnen. Im Nachgang wurde das Auto mit der Seilwinde eines Rüstwagens aus dem See gezogen und an ein Abschleppunternehmen übergeben.
Polizei schließt Suizidversuch nicht aus
Aufgrund des geschilderten Vorgehens und da der Mann bei seiner Rettung psychische Auffälligkeiten zeigte, schließt die Polizei nicht aus, dass es sich bei dem Vorfall um einen Suizidversuch gehandelt haben könnte. Ohne das schnelle und entschlossene Handeln von Thomas Schneider und seinen beiden Helferinnen hätte das Ganze in einer Tragödie enden können.
Zur weiteren Untersuchung wurde der 30-jährige Fahrer in einer psychiatrischen Klinik untergebracht.
Anmerkung der Redaktion: In der Regel berichtet die AZ nicht über Selbsttötungen oder Suizidversuche – es sei denn, die Tat erfährt durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Suizidgedanken sind häufig eine Folge psychischer Erkrankungen. Letztere können mit professioneller Hilfe gelindert und geheilt werden. Wer Hilfe sucht, auch als Angehöriger, findet sie bei der Telefonseelsorge: 0800–111 0 111 und 0800–111 0 222. Die Berater sind rund um die Uhr erreichbar, jeder Anruf ist kostenlos.
- Themen:
- Polizei
- Polizeipräsidium München