Ausgezeichnet: Sie haben Leben gerettet
MÜNCHEN - Die Regierung von Oberbayern verleiht Medaillen an fünf Menschen, die schnell und entschlossen geholfen haben. „Wie kann man einfach dastehen und zuschauen?“, fragt sich eine der Geehrten.
Sie versteht es immer noch nicht. „Wie kann man einfach dastehen und zuschauen?“, fragt Andrea Brown (45). Sie hat zusammen mit Nina Strobel und Maximilian Burkhart zwei Menschen das Leben gerettet - weil sie nicht nur zugesehen hat, so wie viele andere im Juli letztes Jahr an der Großhesseloher Brücke.
Damals haben zwei Italiener die Gefahr der Isar unterschätzt und sind mit ihrem Schlauchboot in einer Wasserwalze hängen geblieben, aus der sie sich nicht mehr befreien konnten. Nina Strobel ging mit ihrem Freund spazieren und bemerktedie Not der Paddler. Zusammen kletterten die beiden über einen Absperrzaun und versuchten, die im Wasser Gefangenen mit Gürteln an Land zu ziehen. Es wollte nicht gelingen.
Maximilian Burkhart (39) sieht das Drama ebenfalls. Der Journalisten rennt sofort zu den nächsten Häusern, wo er Andrea Brown in ihrem Garten findet. Er schreit: „Dort ertrinken Menschen!“ und sucht nach einem Gegenstand, um die Verunglückten zu retten. Andrea Brown holt ihren Gartenschlauch, gemeinsam laufen sie zurück zur Isar. Burkahrt ist Halbitaliener und versucht, die Opfer zu beruhigen. Mit Hilfe des Schlauches halten die Helfer das Boot stabil, bis ein Hubschrauberteam eintrifft, um die übermütigen Schlauchbootfahrer zu bergen.
Der Zeuge eines Verbrechens greift ein
Für ihr „schnelles und umsichtiges Handeln“ wurden die Münchner Nina Strobel und Maximilian Burkhart sowie Andrea Brown aus Pullach nun mit der „Öffentlichen Anerkennung“ der Regierung von Oberbayern belohnt. Nina Strobels Freund und ein unbekannter Passant wurden nicht ausgezeichnet. „Sie hätten es genauso verdient“, sagte die 25-jährige Studentin.
Auch Hubert Maier gehört zu den Geehrten. Der 48-jährige Straßenwärter aus Hausham konnte bei einer Gewalttat im November letzten Jahres in Rottach-Egern Schlimmeres verhindern. Hubert Maier war beim Einkaufen, als er Schreie aus einem Elektrofachgeschäft hörte. Er betrat den Laden: Ein Mann schlug auf eine blutüberströmt am Boden liegende Frau ein. „Er war außer sich und hat die Frau gewürgt“, erinnert sich Hubert Maier. Es gelang ihm, den Täter zu überwältigen und festzuhalten, bis die bereits alarmierte Polizei eintraf.
Als fünfter Lebensretter bekam Sven Eichhöfer die vom Regierungspräsidenten verliehene Medaille. Der 45-jährige Software-Entwickler aus Emmering bewahrte im Sommer 2008 ein kleines Mädchen vor dem Ertrinken. Dessen Mutter hatte die dreijährige Tochter am Emmeringer See aus den Augen verloren. „Ich war am Ufer und sah, dass auf einmal nur noch die Knie und die Fingerspitzen des Mädchens aus dem Wasser ragten“, beschreibt Sven Eichhöfer die Situation. Er lief dem reglosen Mädchen und trug es aus dem Wasser. Zufällig war eine Kinderarzthelferin am Ufer, die das Kind wiederbelebte.
„Nein“, sagt Sven Eichhöfer, „ich habe nichts mehr von dem Mädchen gehört. Mittlerweile muss sie fünf sein.“ Ohne ihn wäre sie nie so alt geworden.
Christian Pfaffinger
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