Ausgetestet! Corona-Engpass bei den Antigentests

München - Die Robert-Koch-Apotheke liegt direkt an der U-Bahn-Haltestelle Theresienstraße. Was seit der 3G-Regelung in öffentlichen Verkehrsmitteln dazu führt, dass jeden Tag viele Menschen den Laden betreten, die sich spontan testen lassen wollen.
Langsam aber sicher werden Schnelltests knapp
Geschäftsführerin Katharina Schmitz: "Es ist momentan der Horror, ich kann nicht jeden testen, der U-Bahn fahren will, schon gar nicht ohne Voranmeldung." Dass der Nachschub an Schnelltests auf sich warten lässt, verschlimmere die Situation: "Die Lieferanten kommen nicht mehr hinterher."
Die Nachfrage nach Schnelltests ist in den vergangenen Wochen sprunghaft angestiegen, was deutlich am Preis zu erkennen ist. Bis zu 200 Prozent Preissteigerung in kürzester Zeit. Weil das Angebot zu knapp ist, um diejenigen zu versorgen, welche die Schnelltests dringend brauchen: Apotheken und Teststationen, Arbeitgeber, aber auch Privatmenschen, die sich zu Hause testen möchten, bevor sie andere treffen. Selbst Einzelhandelsketten wie Aldi und DM können Engpässe im Moment nicht ausschließen.
Alle Bereiche sind betroffen
Wer nicht zuvor schon große Lagerbestände aufgebaut hat, hat es jetzt schwer. Das betrifft die Einzelhändler gleichermaßen wie die Importeure und den Großhandel. Doch das unternehmerische Risiko ist groß. Wer konnte im Sommer schon absehen, dass sich die Pandemielage trotz Impfung so verschlechtern würde? Und dass die Politik wieder kurzfristige, aber folgenreiche Entscheidungen treffen würde?
Einige Apotheken haben vorgesorgt. So berichtet eine Mitarbeiterin der Engel Apotheke, dass das Lager voll ist. Auch bei der Bären-Apotheke in Sendling wurden bereits frühzeitig große Mengen bestellt. Doch nicht jede Apotheke kann derart in Vorleistung gehen.
Situation in allen Apotheken unterschiedlich
"Die Situation ist ganz unterschiedlich", sagt Thomas Metz vom Bayerischen Apothekerverband. "Manche Apotheken kommen sehr gut zurecht, andere haben große Probleme bei der Beschaffung." Er könne kein einheitliches Bild liefern. Doch seiner Meinung nach werden sich Angebot und Nachfrage über kurz oder lang wieder angleichen. "Das haben wir schon bei den Masken und Desinfektionsmitteln erlebt."
Der Importeur Gangfeng Zhang schätzt die Lage anders ein: "Aktuell ist es schlimmer als bei der Maskenkrise vor einem Jahr." Er ist Geschäftsführer des Münchner Unternehmens Audasia und beliefert den medizinischen Großhandel, aber auch Endkunden wie die Aicher Ambulanz, das BRK und Malteser mit Schnelltests aus China.
Auch hier führt Personalmangel zu Engpässen
"Kurzfristig gibt es Produktionsengpässe. Als die Nachfrage im Sommer sank, wurden Fabriken geschlossen. Personal wurde abgebaut. Die Hersteller müssen wieder alles hochfahren." Dann gebe es auch ein großes Logistikproblem. "Im Moment parkt ein Flugzeug mit einer Lieferung an uns am Düsseldorfer Flughafen, aber die Ware kann vom Zoll nicht eingescannt werden." Auch dort mangele es an Personal.
Im Sommer hätten viele Importeure große Verluste gemacht. Die Lager waren voll, doch die Preise sind enorm gesunken, da es kaum eine Nachfrage an Schnelltests gab, berichtet Zhang. Daher seien die Kapazitäten stark zurückgefahren worden. "Zu lagern ist hoch riskant, wir sind absolut abhängig von politischen Entscheidungen, und die werden sehr plötzlich getroffen."
70 Anrufe mit Anfragen pro Tag
Im kleineren Rahmen versucht Nicole Traber, Geschäftsführerin der XXM Agentur in München, ihr Bestes, um ihre Kunden mit Schnelltests zu versorgen. Sie ist Vermittlerin zwischen den Importeuren und den Endkunden. "Momentan kriege ich um die 70 Anrufe am Tag mit Anfragen. Bei unseren Kunden handelt es sich meist um kleinere Unternehmen, Bäckereien zum Beispiel und kleine Apotheken", erzählt Traber.
Die Tests kämen alle aus Asien, andere Produzenten seien für die nächsten sechs Monate ausgebucht. Mindestens 50 000 Stück müsse sie pro Lieferung abnehmen. "Das ist für unsere Kunden natürlich viel zu viel, daher kümmern wir uns darum, die Lieferungen auf viele Kunden aufzuteilen. Wir tun unser Bestes, dass sie die Zeit bis Weihnachten überbrücken können", hofft Nicole Traber.