Ausgelaugt: Das Ende der besten Münchner Brezenstangerl

Seit 20 Jahren gibt es im Café Reichshof in der Wörthstraße wunderbare Brezenstangerl. Es sind sogar die besten der Stadt. Jetzt macht schließt das Traditionscafé seine Türen für immer – das Rezept der Stangerl bleibt geheim.
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Irmtraud Bachmann verkauft im Café Reichshof  in der Wörthstraße Brezenstangerl.
Martha Schlüter Irmtraud Bachmann verkauft im Café Reichshof in der Wörthstraße Brezenstangerl.

HAIDHAUSEN - Seit 20 Jahren gibt es im Café Reichshof in der Wörthstraße wunderbare Brezenstangerl. Es sind sogar die besten der Stadt. Jetzt macht schließt das Traditionscafé seine Türen für immer – das Rezept der Stangerl bleibt geheim.

Sie sind lang, kross und dünn, der Teig ist weich und feinporig. Kurzum: Es sind die besten Brezenstangerl der Stadt, die Gottlieb Riedinger im Café Reichshof in Haidhausen bäckt – täglich außer Sonntag, seit 20 Jahren. Seit insgesamt 25 Jahren betreibt der Bäcker aus Berufung den Laden – bald ist Schluss.

Das altmodische Café an der Ecke zum Bordeauxplatz ist eine Institution in Haidhausen. Adelheid Dietz-Will, Vorsitzende des Bezirksausschusses, sagt: „Schüler, Ältere und Alleinstehende konnten sich die günstigen Preise hier leisten.“ Gern nutzte die BA-Chefin die Räume, um sich mit einzelnen Bürgern auf einen Kaffee zu treffen. Doch der Kern des Geschäfts ist die Bäckerei: Täglich macht Gottlieb Riedinger frische Semmeln, Brot und eben diese sensationellen Brezenstangerl.

Das Rezept? Streng geheim. „Mehl, Wasser, Salz, Hefe und a bissl Butter sind drin“, sagt er, „den Teig hab’ ich ausgetestet, das ging schnell“. Die feinen Stangen „sind a Bank“. Ihr Geheimnis hat etwas mit dem Gehen des Hefeteigs zu tun. Doch mehr verrät der gebürtige Nördlinger nicht.

Eigentlich ist er ja Holzingenieur und war im Stahlbau tätig. 1965 kam Riedinger nach München und erfüllte sich 1983 einen Traum: sein eigenes Café. Damals war Haidhausen noch nicht schick.

Doch an Weihnachten ist Schluss. Riedinger spricht nicht über Geld, aber es heißt, die Miete sei erhöht worden und da helfen auch keine kultigen Stangerl mehr. Auf das Café mit der Registrierkasse und den plüschigen Stühlen folgt die Filiale einer Dachauer Biobäckerei. Gebacken werden dann Teiglinge, die Ära einer Backstube mit täglich frischer Ware ist an dieser Ecke dann definitiv vorbei.

Der genialische Bäcker Riedinger will sein Geheimnis weiter hüten. Ein Foto von sich möchte er nicht in der Zeitung sehen. Zum Abschied sagt er nur: „Imuss wieder in mei Labor.“

K. Rieger

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