Aus der Grube gerettet: „Nur sein Bein sah raus“

Bauarbeiter Franz F. (56) wurde in einer Baugrube unter tonnenschwerem Kies und Sand verschüttet. Zwei Passanten gruben ihn mit bloßen Händen frei – die AZ sprach mit einem der Retter (21)
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Bernd G. (21) grub der Verschütteten Bauarbeiter mit bloßen Händen aus.
Thomas Gaulke Bernd G. (21) grub der Verschütteten Bauarbeiter mit bloßen Händen aus.

RIEMERLING - Bauarbeiter Franz F. (56) wurde in einer Baugrube unter tonnenschwerem Kies und Sand verschüttet. Zwei Passanten gruben ihn mit bloßen Händen frei – die AZ sprach mit einem der Retter (21)

Sie haben ihm das Leben gerettet. Daran zweifelt niemand. „Es ist ein wahres Wunder, dass ich noch lebe!“, sagt Franz F. (56) dankbar. Zwei Männer, die er zuvor noch nie gesehen hatte, kämpften über eine Stunde lang um F.s Leben. Am Mittwoch wurde Franz F. in der Rudolf-Diesel-Straße in Riemerling in einer nicht gesicherten Baugrube von Kies und Erde verschüttet (AZ berichtete).

Handwerker Peter H. (50), der nahe des Unglücksortes arbeitet, war als erster zur Stelle. Er hörte zufällig das Wimmern des Verunglückten - und eilte ihm sofort zu Hilfe. Kurz darauf kam Bernd G. (21) dazu: „Von dem Verschütteten sah nur noch das linke Bein raus“, erinnert er sich. Ein Kampf um Leben und Tod begann. „Der Fuß zitterte. Für mich deutete das auf einen Panikschock. Der Verschüttete bekam bereits keine Luft mehr“, beschreibt Bernd G. die ersten Momente der dramatischen Rettung. „Es war klar, dass dieser Mann sofort Hilfe braucht. Den konnte man nicht allein lassen.“

Es war Mittwoch, 10.57 Uhr. Bernd G. hatte gerade mit ein paar Kollegen die Sixt-Filiale in Riemerling verlassen. Er arbeitet für die Firma Arwe Service, fährt Leihwagen zurück zu ihren Standorten. „Ich sah zuerst den anderen Helfer, er stand schon in der Baugrube. Er rief was von einem Unfall, ich sah das Bein und dann bin ich runter. Da gab’s nichts zu überlegen.“

Um Franz F. war zu diesem Zeitpunkt alles dunkel. Die ungesicherte Baugrube war über ihm zusammengestürzt. Kies und Schutt türmten sich über ihm, ständig rutschten neue Massen nach. Der eine Helfer grub mit bloßen Händen einen Tunnel zum Gesicht des Verschütteten. Bernd G. hielt die nachrutschende Erde zurück und grub dort, wo der Oberkörper und damit auch die Lunge unter der Last lagen. „Das ging recht schnell. Nach etwa zwei Minuten konnte ich meine Hand auf seinen Rücken legen. Ich spürte, wie er atmete. Er wurde bald ruhiger.“ Inzwischen alarmierten die Kollegen des 21-Jährigen die Rettungsleitstelle.

Doch auch, als die Profis der Feuerwehr eintrafen, blieben die beiden Lebensretter zunächst noch in der Grube, halfen weiter. Um sich selbst machten sie sich keine Gedanken. Auch sie hätten verschüttet werden können. „Ich hab’ darauf vertraut, dass mir dann auch jemand helfen würde“, sagt Bernd G.

Es dauerte mehr als eine Stunde, bis Franz F. geborgen werden konnte. Am Freitag konnte er das Krankenhaus bereits verlassen. Er will seine Retter unbedingt treffen, um ihnen danke zu sagen.

Für Bernd G. war sein Einsatz selbstverständlich. Er sagte am Freitag zur AZ: „Es ist ein schönes Gefühl, dass es ihm gut geht.“

N. Job, R. Keck

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