Aus Alt mach Neu: Münchner Student baut Möbel aus alten Skiern

Wiederverwenden ist besser als wegwerfen: Die Stadt verkauft im Gebrauchtwarenhaus Halle 2 in Pasing Porzellan, Gläser, Lampen, Spielsachen und Möbel – gesammelt auf den neun Wertstoffhöfen.
In der Hohenzollernstraße 76 in Schwabing hat der Pop-up-Store Halle 2 eröffnet. Ein junger Freelance-Designer hat das Inventar dafür gebaut: Garderobe, Regal und eine Theke aus alten Ski – mit gebogenen Langspielplatten verziert.

Theke, Garderobe, Regal - alles aus alten Skiern
Abfahrtski, Langlaufski und Snowboards aus der Halle 2 haben sie für das Projekt "transformiert": "Ich zelebriere diese Sportgeräte. Ski sind ein Hightech-Material, extrem elastisch, extra bruchfest und leicht dazu. Die sind klasse, oder?", fragt Can Çiçek. Und er zeigt auf rote Atomic-Ski: "Diese Skier geben der Theke hier den richtigen Schwung. Wie die Stahlkante glänzt", schwärmt er.

Coole Skier werden nach Länge und Farbe sortiert
Spitz zulaufende Langlaufski eignen sich für den Bau einer Garderobe. Nach Länge und Farbe hat Can Çiçek graue, silberne und bläuliche Bretter sortiert – und auf der Hinterseite mit alten Gardinenstangen verschraubt. Fertig ist die Upcycling-Garderobe für Taschen oder Jacken.
"Diese ausgedienten Sportgegenstände mit ihrer tollen Grafik von begabten Designern, guten Schriftzügen und coolen Farben sind als auffällige Regalbretter ideal. Zum Teil haben sie eine Musterung wie in der Formel 1 oder sie glänzen stark", meint der Upcycler.

Auffällige Snowboards als Regalbretter
Zwei Snowboards als Regalbretter nebeneinander ergeben die standardisierte und praktische Regaltiefe von 40 Zentimetern. "Wir arbeiten mit Sachen, die wir vorfinden. Dinge neu zu kaufen widerspricht meiner Philosophie", sagt Can Çiçek, der einen Bachelor in Architektur von der Hochschule München hat.

"Ich führe sehr gerne den Nachweis, dass man mit recycelten Materialien die gleiche Funktion erreicht", sagt Çiçek. Gerade macht er seinen Master in Architektur und ist Werkstudent in einem Münchner Architekturbüro.

Ich will Material ein zweites Leben schenken
Die Funken fliegen: In seiner Werkstatt in Pasing schweißt der junge Mann Metallstangen zusammen. Räder von einem Kinderwagen und eine antike Vitrine ohne Glas sind zu sehen – viele Schrauben und Zwingen liegen in Kisten. "Ich will Materialien ein zweites Leben schenken. Das ist auch eine ethische Sache im Sinne der Kreislaufwirtschaft." Der junge Designer benutzt am liebsten Fundstücke: Reststücke aus der Industrie – und Dinge, die er geschenkt bekommt von Handwerkern oder gratis von Kleinanzeigen.

"Ich glorifiziere altes Material"
Aus den hochwertigen Plexiglastrennwänden aus der Coronazeit macht der 26-Jährige Couchtische. Aus Polycarbonatplatten von Gewächshäusern improvisiert er Regale. Auch Limokisten verwendet er für Möbel.
Der junge Tüftler findet: "Früher hat man alles wieder benutzt. Das ist leider verloren gegangen. Ich rette jetzt nicht die Welt mit meinen Objekten. Doch wir werden überschwemmt mit Neuem. Ich glorifiziere altes Material."