Aufgedeckt im Deutschen Museum: Das geheime Atomprogramm der Nazis

Die einst geheimen Dokumente zu Hitlers Uran-Projekt lagern im Archiv des Deutschen Museums. US-Historiker Mark Walker hat daraus das Buch "Hitlers Atombombe" destilliert.
Eva von Steinburg
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US-Historiker Mark Walker zeigt im Archiv des Deutschen Museums die Geheimpapiere der Nazis zur Atombombe.
US-Historiker Mark Walker zeigt im Archiv des Deutschen Museums die Geheimpapiere der Nazis zur Atombombe. © Eva von Steinburg

Die Papiere aus der Nazizeit hatten unter Hitler den roten Stempel "Geheim". Später stempelte sie die US-Armee mit "Secret". 11.600 Seiten Geheimdokumente des NS-Atomprogramms verwahrt das Archiv des Deutschen Museums in München.

US-Historiker Mark Walker hat insgesamt sechs Monate diese Quellen durchforstet, darunter auch neu zugängliche. Begonnen hat er mit dem "heißen Thema" schon 1985, als er an der Ludwig-Maximilians-Universität in München studierte. Jetzt stellt er im Deutschen Museum sein neues Buch "Hitlers Atombombe" vor, das sich spannend liest, wie ein Krimi.

Mit dem roten Stempel "Geheim": Atom-Dokument im Archiv des Deutschen Museums in München.
Mit dem roten Stempel "Geheim": Atom-Dokument im Archiv des Deutschen Museums in München. © Deutsches Museum

Vor genau 80 Jahren ist auf einem Militärgelände in den USA zum ersten Mal eine Atombombe explodiert. Wenig später starben 1945 bei den Atombombenabwürfen in Hiroshima und Nagasaki Hunderttausende Menschen.

Die Deutschen wollten die Atombombe

Parallel zu den US-Amerikanern arbeiteten auch die Nazis an einem Atomprogramm. "Der nukleare Sprengstoff Plutonium wird in einem Bericht des Physikers Carl Friedrich von Weizsäcker 1940 für die Forschungsabteilung des Heereswaffenamtes das erste Mal erwähnt. Die Deutschen haben versucht, die Atombombe zu bauen. Sie haben so hart wie möglich daran gearbeitet. Sie wollten Erfolge", sagt Mark Walker.

Es gab deutsche Plutonium-Fabriken

Der Münchner Atom-Wissenschaftler Werner Heisenberg habe den Atombomben-Abwurf der US-Amerikaner auf Japan zuerst nicht geglaubt, so enttäuscht war er, das Wettforschen verloren zu haben.

Akribische Rechercheure: Archivleiter Matthias Rüschner (L.) ist Mark Walkers liebster Mitarbeiter im Deutschen Museum in München.
Akribische Rechercheure: Archivleiter Matthias Rüschner (L.) ist Mark Walkers liebster Mitarbeiter im Deutschen Museum in München. © Deutsches Museum

Heisenberg hatte den Bau einer "Uranmaschine", eines Atomreaktors, vorangetrieben, als Antrieb für U-Boote oder Flugzeuge, die damit unbegrenzt in der Luft fliegen können. "Doch in der Endphase des Krieges war die deutsche Industrie nicht in der Lage, eine Atombombe zu bauen", hat Walker recherchiert. "Die Wissenschaftler haben das Material nicht bekommen. Auch Plutonium-Fabriken waren zerstört, Mitarbeiter und Wissenschaftler wurden eingezogen – und an die Front geschickt", so der Historiker. Es fehlte Geld. Hitler brauchte es für Flugzeuge und Panzer.

Atombombe auf Berlin war eine Option

Hitlers Bombe mit der "unvorstellbaren Wirkung", sei "sehr schwer herzustellen gewesen". Die US-Regierung wusste, dass Hitler eine Atombombe bauen will, das hat die Entwicklung in Amerika angeheizt. Dazu kam das Know-how deutscher Exil-Wissenschaftler wie Albert Einstein. "Die Angst, was wird, wenn die Nazis die Atombombe bekommen, hat sie angetrieben. Es gab die Überlegung, eine Atombombe auf Berlin zu werfen", so Walker.

"Warum waren die Naturwissenschaftler bereit, mit den Nazis zusammenzuarbeiten?"

Quellen, dass sich die deutschen Wissenschaftler unter Hitler mit ethischen Fragen wegen der massiven Zerstörungskraft der Atombombe quälten, hat er nicht gefunden. "Dafür haben sich die Koryphäen in der Nachkriegszeit umso mehr Mühe gegeben, über Ethik zu sprechen", sagt Mark Walker.

Für "Hitlers Atombombe" hat er lange geforscht. Diese Frage aber bleibt, sagt Historiker Walker: "Warum waren die Naturwissenschaftler bereit, mit den Nazis zusammenzuarbeiten?"

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