Auf der Suche nach dem Münchner Kindl

München - In der ruhigen Zeit nach Silvester, bevor es so richtig losgeht mit dem neuen Jahr, gehen viele ja gern spazieren. Und weil man dafür auch nicht immer aufs Land hinausfahren kann oder mag, empfiehlt es sich, einmal wieder durch die Stadt zu wandeln.
Damit man dabei Abwechslung hat und Neues entdeckt, kann man sich zum Beispiel ein Thema setzen. Suchen Sie einmal nach bestimmten Merkmalen an den Fassaden und Bauwerken. Zum Beispiel nach unserem allseits beliebten Münchner Kindl.
Münchner Kindl: Darstellung ist immer unterschiedlich
Fassaden, Brunnen, Turmspitzen, Brücken oder auch Gullydeckel - das Münchner Kindl ist allgegenwärtig in der Stadt. Man muss nur ein bisserl schauen. Interessant ist dabei, wie unterschiedlich das Kindl dargestellt wird. Pausbäckig-engelsgleich oder ganz und gar nicht kindlich mit Tonsur, Wampe und Kartoffelnase.
Münchner Kindl ursprünglich ein Mönch
Die Münchner wissen es eh - ursprünglich war das Kindl gar kein Kindl und ein Mädchen - wie beim Wiesn-Einzug - ist es eigentlich auch nicht.
Münchens offizielles kleines Stadtwappen zeigt einen nach heraldisch rechts blickenden Mönch mit einer schwarzen Kutte mit goldenem Rand und roten Schuhen im silbernen Wappenschild.

Er hat die rechte Hand zum Schwur erhoben, in der linken hält er ein rotes Eidbuch oder Stadtrechtsbuch, so die offizielle Deutung. Aber auch ein Evangelienbuch und eine segnende Hand werden für möglich gehalten.
Die Wappen - es gibt auch noch ein weniger bekanntes großes Stadtwappen - gelten seit 1957 und sind sogenannte redende Wappen. Sie verweisen auf den Namen der Stadt, der bei der ersten urkundlichen Erwähnung 1158 Munichen - vom althochdeutschen Munich für Mönch - lautete.
Das "Kindl" gibt es schon seit mehr als 600 Jahren
Der Mönch war bis auf zehn Jahre immer Teil des Münchner Stadtwappens und findet sich auch schon auf Siegeln und Flaggen aus dem 13. und 14. Jahrhundert.

Das Stadtwappen wurde seit dem 16. Jahrhundert immer wieder verändert und das Kindl anders dargestellt. Sein Aussehen wurde immer kindlicher, 1727 taucht die Bezeichnung "Münchner Kindl" dann zum ersten Mal auf.
Plötzlich wurde das Münchner Kindl zur Kultfigur
Kurz nach 1900 brach eine wahre Kindl-Manie aus. Das Kindl wurde zum beliebten Postkartenmotiv, zierte Logos und Gegenstände und wurde gerne in Alltagsszenen dargestellt. Ziemlich oft hat es dabei verdächtig rote Backerl, einen Maßkrug, Radi oder Radieserl in der Hand.
Dass das Münchner Kindl als echte Person beim Trachten- und Schützenumzug zum Wiesnbeginn mitreitet, ist eine Tradition, die noch keine 100 Jahre alt ist.
1938 war Ellis Kaut, die Erfinderin vom Pumuckl, als 17-Jährige dabei das erste offizielle Münchner Kindl. Und - wer in München geboren ist, ist ja sowieso eines.