Auf der Straße geht’s rabiat zu wie nie

Die Verkehrsstatistik der Polizei hat viel Erfreuliches zu berichten: München ist die sicherste Millionenstadt. Dafür zoffen und beleidigen sich Autofahrer immer öfter.
München - Die Münchner Verkehrsstatistik, die immer im Frühjahr für das Vorjahr herausgegeben wird, bringt hin und wieder Erstaunliches zutage. So haben die Verkehrsstatistiker dieses Mal erhoben, dass viele Autofahrer bereits gegen 18 Uhr einen in der Krone haben – weil sie bereits unmittelbar nach Arbeitsschluss einen heben. Auch, dass das Risiko im Straßenverkehr zu sterben am Montag am höchsten war, das ergibt die Statistik.
Acht Menschen kamen an diesem Wochentag in der Stadt und im Landkreis München zu Tode – mehr als doppelt so viele als an jedem anderen Wochentag. Insgesamt 14 Menschen starben 2010 in München im Straßenverkehr. Der Jüngste war der erst fünf Jahre alte Justin. Der kleine Bub riss sich an der Kreuzung Rosenheimer Ecke Pariser Straße am 30. September von der Hand seiner Mutter und lief vor ein Auto. Noch heute erinnern Blumen und Kerzen an der Unfallstelle an den Tod des Kindes.
So tragisch jedes einzelne Schicksal von Todesopfern und Verletzten ist – 2010 verzeichnete die Zahl einen Tiefstand seit Bestehen der Verkehrsstatistik im Jahr 1955. Nie war die Zahl der Unfalltoten niedriger. Im Jahr 1972 starben in München beispielsweise noch 258 Menschen bei Unfällen. Auch die Gesamtzahl der Unfälle sowie der dabei schwer verletzten Menschen ist gesunken.
Waren es 2001 noch 930, wurden im Vorjahr noch 725 gezählt. „Im Vergleich der drei größten deutschen Städte Berlin, Hamburg und München sind wir die sicherste Großstadt“, sagt Johann Gschoßmann, Chef der Verkehrsabteilung.
Als Ursache für die erfreuliche Entwicklung sieht der Polizist vor allem darin, dass die Polizisten viel kontrollieren sowie darin, dass Unfallschwerpunkte analysiert und – zum Teil auch baulich – entschärft werden. So wurde zum Beispiel die Abbiegespur im Richard- Strauß-Tunnel verändert. „Danach sank die Zahl der Unfälle sofort“, so Johann Gschoßmann.
Doch es gibt auch Negativ- Trends. Offenbar wird auf Münchens Straßen so viel gepöbelt, beleidigt und verdroschen wie noch nie: 2617 „Aggressionsdelikte“ bearbeitete die Polizei 2010. Die Palette reichte vom handgreiflichen Streit um einen Parkplatz bis zum Verdreschen wegen (angeblicher) Kratzer. Laut Statistik bezieht mindestens täglich ein Münchner Verkehrsteilnehmer Prügel. 389 Taten zählte die Polizei.
Bemerkenswert in der Statistik ist auch, dass sich etwa jeder vierte Unfallverursacher aus dem Staub macht. Im vergangenen Jahre waren das 12 594Verkehrsteilnehmer. Sicher fühlen können sich die Verkehrssünder aber nicht. Bei der Münchner Polizei gibt es 40 Beamte, die nichts anderes machen, als nach den Unfallflüchtigen zu fahnden.
Die Aufklärungsrate liegt bei immerhin 50 Prozent.