Auch in Sachen Sicherheit ist München Deutscher Meister
Die Zahlen widersprechen der Panikmache von Rechtspopulisten, die im Zusammenhang mit Zuwanderern die Sicherheitslage bedroht sehen: Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä hat am Freitag den Sicherheitsreport für München und den Landkreis vorgestellt. Trotz der vielen Flüchtlinge, die im vergangenen Jahr kamen, ist München unangefochten die sicherste deutsche Millionenstadt – und das bereits seit Jahrzehnten: "Wir sind zum 40. Mal hintereinander Deutscher Meister, was die Sicherheit der hier lebenden Menschen angeht", scherzt der Polizeipräsident – in der sicheren Annahme, dass der FC Bayern am Wochenende zum vierten Mal in Serie Deutscher Fußballmeister wird.
Klammert man Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz aus – jeder erfasste Asylsuchende ohne Visum bekommt erst einmal eine Anzeige wegen illegaler Einreise – ist die Zahl der Gesamtstraftaten im vergangenen Jahr sogar um 4,2 Prozent auf 104 134 Delikte gesunken. Die Münchner Statistik in Schlaglichtern:
Kriminalität von Nichtdeutschen
München hat mit einem Anteil von 24 Prozent Nichtdeutschen einen der höchsten Ausländeranteile in Deutschland. Die meisten Straftaten, die Zuwanderer 2015 begangen haben, waren einfache Diebstähle: insgesamt 918 Fälle wurden aktenkundig. Sogenannte Rohheitsdelikte (insgesamt 894) wie Körperverletzungen ereigneten sich in fast 40 Prozent aller Fälle in einer Asylbewerberunterkunft, die Gewalt richtete sich gegen andere Flüchtlinge.
Bei 780 Vermögens- und Fälschungsdelikten handelt es sich laut Polizei bei knapp der Hälfte ums Schwarzfahren (siehe Grafik rechts). Polizeipräsident Hubertus Andrä sagt: "Menschen aus 180 Nationen tragen dazu bei, dass München eine liebenswerte, offene und tolerante Metropole ist. Darauf, glaube ich, kann München stolz sein. Entscheidend für die Entwicklung der Sicherheitslage ist, wie gut die Integration und Eingliederung unserer neuen Mitbürger gelingt."
Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger lag 2015 bei allen Straftaten bei 47 Prozent – ein Plus von 1,5 Prozent, während der Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung gleichzeitig um 5,8 Prozent auf insgesamt 343 070 Einwohner gestiegen ist. Differenziert werden muss, dass bei den nichtdeutschen Straftätern in der Statistik auch diejenigen mitgezählt sind, die nicht in Deutschland ansässig sind, also zum Beispiel Menschen mitzählt, die gezielt aus dem Ausland anreisen, um hier Straftaten zu begehen.
Sexuelle Übergriffe
Nach der Silvesternacht in Köln reagierten viele Frauen verängstigt. In München sind Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung von 755 (2014) auf 717 Taten zurückgegangen. Sexuelle Nötigungsfälle sanken um 10 auf 75 Fälle. Vergewaltigungen gab es allerdings 150 (drei mehr als 2014). Überfallartig begangene Taten wurden 29 gezählt. In 61,3 Prozent der Fälle kannten sich Opfer und Täter. Hubertus Andrä sagt: "Das angstmotiverte Aufrüsten mit Pfeffersprays oder Schreckschusspistolen ist aus meiner Sicht und vor dem Hintergrund der Zahlen überzogen und nicht notwendig."
Einbruch
Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist um 22,7 Prozent auf 1108 Fälle zurückgegangen Fast jeder zweite Einbruch scheiterte, es blieb beim Versuch. Das liegt auch an stärkerer Polizeipräsenz und daran, dass immer mehr Münchner zu Hause in mehr Sicherheit investieren.
Gewalttaten
Gewaltstraftaten sind auf 3778 (minus 98 Taten) zurückgegangen. Acht Menschen wurden getötet, 26 Fälle waren Mord- oder Totschlagsversuche. Zwei Fälle konnten nicht geklärt werden.
Trickbetrug
831 Mal (plus 55,6 Prozent) versuchten Enkeltrickbetrüger, Senioren um ihr Erspartes zu bringen, 20 Mal waren sie erfolgreich. Sie erbeuteten mehr als 621 800 Euro.
Terrorismus
"Wir gehen weiterhin von einer hohen Anschlagsgefahr aus", sagte Andrä. Von 15 Personen, die der Münchner Salafisten-Szene zugeordnet werden, gehe ein "enormes Risiko" aus. Sie sind in Richtung Syrien/Irak zum bewaffneten Kampf ausgereist, haben versucht auszureisen oder sind inzwischen zurückgekehrt.
Politisch Motiviertes
Bei den Demos von Muegida, Bagida oder Pegida verzeichnet die Polizei immer mehr Straftaten: 77 Gewaltstraftaten wurden von linken Tätern begangen, 39 von rechts orientierten Tätern. Polizeipräsident Hubertus Andrä: "Uns bereitet Sorge, dass sich unter den Teilnehmern bekannte Rechtsextreme aufhalten. Auch NPD-Progadamittel kommen zum Einsatz. "