"Attraktive Querverbindung" für München: Kommt dieses wichtige Verkehrsprojekt doch noch?

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Eine Tram durch den Englischen Garten – seitdem Eigentümer des Parks, der Freistaat, das im Jahr 2024 abgelehnt hat, ist der Plan Geschichte. Trotzdem gibt es immer wieder neue Vorstöße, das Projekt doch zu retten. Die neueste Initiative kommt aus dem Stadtrat von der Fraktion Grüne /Rosa Liste/Volt.
Gemeinsam fordert sie jetzt, ein Konzept für einen eingleisigen Betrieb zu erarbeiten. Die Planungen für die Tram Nordtangente könnten so wieder Fahrt aufnehmen und eine Direktverbindung zwischen Neuhausen, Schwabing und Bogenhausen ermöglichen. Der Freistaat hatte zuletzt einer Tram durch den Englischen Garten eine Absage erteilt, weil zu viele Bäume gefällt werden müssten.
Dieses Argument möchte die Fraktion nun entkräften, indem eine mögliche Tram weniger Raum im eingleisigen Betrieb in Anspruch nehmen würde. "Wenn wir die Trambahn eingleisig durch den Englischen Garten führen, schützen wir die alten Bäume und schaffen trotzdem eine attraktive Querverbindung, die die Münchner Fahrgäste so dringend brauchen", so Florian Schönemann, Stadtrat der Grünen.
Keine Argumente gegen eine Tram durch den Englischen Garten
Der betroffene Abschnitt zwischen Oberstjägermeisterbach und Schwabinger Bach sei nur knapp 750 Meter lang, eine Tram würde diese Strecke in zwei bis drei Minuten schaffen. Wartezeiten könnten laut Fraktionsantrag durch einen Fahrplan im 5-Minuten-Takt oder durch ein Ausweichgleis – etwa an der Haltestelle Chinesischer Turm – vermieden werden.
In ihrem Antrag zweifelt die Fraktion daran, ob der Baumschutz wirklich im Zentrum der Überlegungen der Staatsregierung gegen eine Tram durch den Englischen Garten steht. "Schließlich lässt die Staatsregierung gerade wieder einen Tunnel durch den Englischen Garten prüfen, für den noch viel mehr gefällt werden müsste", so Schönemann.
Aber wenn Baumerhalt tatsächlich der Hintergrund für die Blockade der Gartentram sei, so gebe es "mit der eingleisigen Lösung nun wirklich keine Argumente mehr".
Nun soll in einem ersten Schritt die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) prüfen, wie diese Tram "betrieblich zu gewährleisten" sei.
Einspurige Tram durch den E-Garten: Das sagen SPD und CSU
Wer ein solches Vorhaben im Stadtrat durchbringen will, braucht dazu Mehrheiten. Die AZ hat beim (Noch-)Koalitionspartner SPD nachgefragt, wie sie zum Vorstoß der Grünen steht. Die gibt sich kritisch: Es sei bisher noch nicht geprüft, ob eine eingleisige Tram für das Teilstück machbar sei, sagt Andreas Schuster, SPD-Sprecher im Mobilitätsausschuss, auf AZ-Anfrage. "Die vorgeschlagene Planung wiederum würde leider ohnehin nur einen eingeschränkten Betrieb ermöglichen, der uns nicht ideal erscheint", so Schuster.
Es sei aus ihrer Sicht viel wichtiger, dass vom Freistaat zu so einer Lösung ein klares Ja komme, "bevor wieder Steuergeld verbrannt wird", sagt Schuster weiter.
CSU: Busse statt Tram, "alles andere sind schöne Träume"
Aus der CSU kommt eine noch deutlichere Absage an den Vorschlag: "Warum muss ich in einem so schwierigen finanziellen Umfeld unbedingt ein Gleis verlegen für wahnsinnig viel Geld?", fragt sich CSU-OB-Kandidat Clemens Baumgärtner. Sein Vorschlag stattdessen: Mehr – und auch bald autonom fahrende – Busse. "Das würde auch die Vereinigung des Englischen Gartens durch einen Tunnel nicht unwirtschaftlich erscheinen lassen", so Baumgärtner zur AZ. Würden Tramschienen durch den Englischen Garten verlegt, würde das einen Tunnelbau unwahrscheinlicher machen.
Busse hingengen könnten "bezahlbar und schnell bestehende Fahrwege nutzen", so Baumgärtners Vorschlag. "Alles andere sind schöne Träume".
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