Aschewolke über Europa: Flughäfen bis Sonntag dicht

Der Luftraum über Deutschland bleibt wegen der Vulkanasche aus Island wohl bis mindestens Sonntag 8.00 Uhr gesperrt. In ganz Europa sind hunderttausende Reisende gestrandet. Massenansturm auf Busse, Bahnen, Mietwagen und Fähren.
von  Abendzeitung
Gestrichene Flüge: Anzeigetafel auf dem Flughafen München (Archivbild)
Gestrichene Flüge: Anzeigetafel auf dem Flughafen München (Archivbild) © Daniel von Loeper

MÜNCHEN - Der Luftraum über Deutschland bleibt wegen der Vulkanasche aus Island wohl bis mindestens Sonntag 8.00 Uhr gesperrt. In ganz Europa sind hunderttausende Reisende gestrandet. Massenansturm auf Busse, Bahnen, Mietwagen und Fähren.

Alle 16 internationalen deutschen Flughäfen, darunter auch München, und die Regionalflughäfen müssen daher geschlossen bleiben. Das teilte die Deutsche Flugsicherung (DFS) in Langen am Samstagmorgen auf Grundlage aktueller Wetterdaten mit.

Die Deutsche Flugsicherung hat die Sperre des Luftraums, die bisher bis Samstag 14 Uhr ausgesprochen war, nun noch einmal verlängert: Bis Sonntag 8 Uhr wird es deutschlandweit keine Starts und Landungen geben. Der Luftraum über Deutschland könnte sogar bis zum Beginn der neuen Woche gesperrt bleiben. „Es sieht für Sonntag schlecht aus“, sagte eine Sprecherin der DFS am Samstag mit Blick auf die ungünstigen Wetterbedingungen.

Trotz der Sperrung gibt es am Samstag sogenannte Überführungsflüge von München nach Frankfurt am Main. Eine Sprecherin der DSF sagte, allein die Lufthansa werde zehn Flugzeuge von Bayern nach Hessen schicken, in denen nur die Piloten, aber keine Passagiere an Bord seien. Eine Maschine sei bereits am Mittag gestartet. Auch andere Airlines wie Air Berlin planten Überführungsflüge. Ziel der Fluggesellschaften ist es den Angaben zufolge, bei der Öffnung des Luftraums genügend Maschinen in Frankfurt zu haben, die dann sofort wieder einsetzbar sind. Die Piloten würden dabei nach Sichtflugregeln und auf eigene Verantwortung fliegen, betonte die Sprecherin. Eine Genehmigung durch die Flugsicherung sei dafür nicht nötig.

Merkel muss auf den Bus umsteigen

Frei von Asche war am Samstag noch der Luftraum über Portugal, Spanien, Süditalien, Bulgarien und südlich dieser Länder, der Luftraum über Norditalien wurde dagegen gesperrt. Bundeskanzlerin Angela Merkel, die am Freitag in Lissabon gelandet war, flog tags darauf nach Rom weiter und musste von dort im Bus zunächst nach Südtirol reisen, von wo sie frühestens am Sonntag nach Berlin zurückkehren soll. Da Auswärtige Amt sagte unterdessen den vielen Deutschen, die wegen der Flugabsagen nicht nach Hause fliegen konnten, zumindest bei individueller Notlage konsularische Hilfe zu. Die Bahn setzte weitere Züge ein, um des Ansturms von den Flughäfen ausgewichener Passagiere Herr zu werden.

Bereits am Freitag war ein Großteil des Flugverkehrs in Europa - etwa 60 Prozent aller Flüge - ausgefallen. In Europa starten und landen täglich normalerweise etwa 28 000 Flugzeuge - die Behörde Eurocontrol in Brüssel rechnete nur mit 11 000 Flugbewegungen. Von bundesweit 10 000 Flügen fielen am Freitag etwa 7000 aus, wie ein Sprecher der Deutschen Flugsicherung sagte. Der Internationalen Flugverband IATA bezifferte den täglichen Einkommensverlust der Fluglinien auf mehr als 200 Millionen Dollar (fast 148 Millionen Euro) am Tag.

Der gesperrte Himmel löste einen Massenansturm auf Busse, Bahnen, Mietwagen und Fähren aus. Hunderttausende steckten aber auch fest. Für viele war die Nacht zum Samstag die zweite in Wartehallen. Bahn- und Bus-Firmen mobilisierten Reserven, um Gestrandete zu befördern. «Shit happens», fluchte der 28-jährige Jeff Thompson am Frankfurter Airport. Dort - aber auch in London Heathrow, an den beiden Pariser Großflughäfen oder in Amsterdam waren die Anzeigetafeln mit lauter «Cancelled»-Anzeigen ein Hingucker.

Nach den westlichen Ländern gaben auch Polen, Tschechien, Bulgarien und Österreich massive Sperrungen bekannt. In Polen schloss auch der Flughafen von Krakau, an dem am Wochenende ausländische Spitzenpolitiker wie US-Präsident Barack Obama zum Begräbnis für den polnischen Präsidenten Lech Kaczynski anreisen sollen. Bundeskanzlerin Angela Merkel musste auf ihrem Rückweg aus den USA in Portugal zwischenlanden.

Asche-Teilchen können Triebwerke stoppen

Der Vulkan am isländischen Eyjafjalla-Gletscher schleudert seine Asche bis zu elf Kilometer in die Höhe. Westwinde treiben die stahlharten Miniteilchen auf den europäischen Kontinent. Sie wirken auf Flugzeuge wie Schmirgelpapier und können die Triebwerke stoppen.

Nach Vorhersagen breitet sich die Wolke weiter über Europa aus, ist aber über Deutschland kaum sichtbar. «Man kann am blauen Himmel nur eine leicht milchige Trübung erkennen», sagte Meteorologe Helmut Malewski vom Deutschen Wetterdienst der dpa. Auf das aktuelle Wetter wirke die Wolke so gut wie gar nicht. Wenn es aber regne, könnten die Staubteilchen auf dem Boden sichtbar sein, ähnlich wie Saharastaub, der auswäscht und Reste auf Autos hinterlassen kann. (dpa)

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