Arzt rechnet falsch ab: 1,4 Millionen Euro Schaden

Der Schwabinger Mediziner steht vor Gericht, weil er Rechnungen über Akupunktur-Behandlungen schrieb, seine Patienten aber mit einer umstrittenen Therapie behandelte.
John Schneider |
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Der Schwabinger Mediziner steht vor Gericht, weil er Rechnungen über Akupunktur-Behandlungen schrieb, seine Patienten aber mit der umstrittenen Bioresonanztherapie zu kurieren versuchte

MÜNCHEN Lässig nach hinten gelehnt, meist ein müdes Lächeln auf den Lippen, der Richterin und dem Staatsanwalt oft und gerne ins Wort fallend – seine Haltung verrät, was Hans F. (60, Name geändert) von diesem Prozess hält. Nämlich gar nichts.


Der Schwabinger Arzt kann nicht verstehen, was ihm da vorgeworfen wird. Er soll in 2136 Fällen betrügerisch abgerechnet und dabei den Krankenkassen zwischen 2000 und 2005 einen Schaden von 1,4 Millionen Euro zugefügt haben. Und zwar indem er Akupunktur-Behandlungen auf seinen Rechnungen angab, obwohl er eigentlich die von den Krankenkassen nicht anerkannte Bioresonanztherapie anwandte, um seine Patienten zu kurieren. Mittels Elektroden werden dabei Schwingungen ausgelöst, die bei dieser wissenschaftlich umstrittenen Methode die Selbstheilungskräfte bei Allergien oder Infektionen anregen sollen.


Unrechtsbewusstsein? Fehlanzeige. Hans F. glaubt, seine Patienten ausreichend aufgeklärt zu haben. Die sollten bei der Kasse neben der Rechnung auch den Behandlungsvertrag mit der Auflistung der Therapien vorlegen. Warum er dies nicht einfach und korrekterweise selber getan habe? „Da wären die Rechnungen zu lang geworden.” Dass seine Praxis und seine Wohnung 2005 durchsucht wurden, sei ein Schock für ihn gewesen. Seitdem hat er sein Vorgehen geändert. „Jetzt schreiben wir’s sofort in die Rechnung.”


Die Krankenkassen waren ob der vielen Akupunktur-Behandlungen stutzig geworden. Sie schickten Detektive los, die gaben sich als Patienten aus und berichteten, dass F. ihnen erklärt habe, dass man das mit den Rechnungen für die Krankenkassen „schon deichseln” werde. Das Wort Bioresonanztherapie dürfe halt nicht vorkommen.


Hans F. im Gericht: „Ich sehe keinen Schaden.” Zumindest keinen medizinischen. Dafür scheint der finanzielle Schaden immens. Nicht nur bei den Krankenkassen. Einer seiner Patienten kommentiert im Zuschauerraum, dass er auf knapp 6000 Euro sitzen geblieben ist. Der Prozess wird fortgesetzt. 

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