Arm in der reichen Stadt
Auf 1000 Münchner kommen 64, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. Im Vergleich ist das noch wenig. Was aber stark zunimmt, ist die Zahl bedürftiger Senioren.
MÜNCHEN In München sind weiterhin weniger Menschen auf Sozialleistungen angewiesen als in allen anderen deutschen Großstädten. Das zeigt ein aktueller Vergleich, der gestern dem Sozialausschuss des Stadtrats vorgelegt wurde. Statistisch betrachtet kamen auf 1000 Münchner im vergangenen Jahr 64, die auf staatliche Hilfe zur Existenzsicherung angewiesen waren. In Berlin, das am anderen Ende der Skala steht, sind es 186 – und damit fast dreimal so viele.
Ausgerichtet ist der Vergleich auf die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II und XII – dazu gehören auch Hartz IV und Grundsicherung. Die AZ fasst die Münchner Ergebnisse für diese beiden Bereiche zusammen.
GRUNDSICHERUNG IM ALTER
Immer mehr Menschen reicht die Rente nicht zum Leben. In München hat ihre Zahl „mit die höchsten Steigerungsraten“, wie es in dem Bericht heißt. Von 1000 Münchnern ab 65 Jahren sind in unserer Stadt rechnerisch 46,5 auf Grundsicherung im Alter angewiesen. Damit liegt Bayerns Hauptstadt über dem Durchschnittswert der 16 Großstädte (45,2), die miteinander verglichen wurden. In Städten wie Frankfurt, Hannover oder Köln sind aber noch deutlich mehr Rentner von Altersarmut betroffen.
DIE ABSOLUTEN ZAHLEN
Zuletzt gab es in München 11811 Senioren, die auf Grundsicherung angewiesen waren – ein Zuwachs von 4,5 Prozent binnen eines Jahres. Woher rührt dieser starke Anstieg? Das Sozialreferat nennt in seiner Zusammenfassung für den Stadtrat mehrere Gründe: Demnach ist die zunehmende Altersarmut „insbesondere auf die hohen Mieten, die infolge gesetzlicher Neuerungen gesunkenen Rentenansprüche, die zunehmende Zahl der Erwerbsbiographien im Niedriglohnsektor, Erwerbslosigkeit sowie eine zunehmende Zahl von Scheidungen zurückzuführen“.
HARTZ IV
Auch hier hat München im Großstadtvergleich die geringste Dichte an Leistungsbeziehern. 63 von 1000 Einwohnern, die noch nicht im Rentenalter sind, leben von Hartz IV. Konkret betraf das Ende vorigen Jahres 73125 Menschen – und damit fast 3,2 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Was leider nicht abnimmt, ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen aus Hartz-IV-Familien. Sie stagniert bei 20800. Besonders krass ist die Lage auch dabei in Berlin. Dort lebt etwa ein Drittel der Kinder von Sozialleistungen.
Doch zurück zu München: Immer mehr Arbeitslose haben schon länger als zwei Jahre keinen Job, von dem sie leben könnten. Ihr Anteil an den Hilfebeziehern liegt inzwischen bei 52,8 Prozent. München bezahlt für die Hartz-IV-Haushalte im Durchschnitt mehr als jede andere Stadt – die Kommune trägt die Kosten für die Unterkunft und Heizung. Die Ausgaben liegen im Schnitt bei 482 Euro.
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