Arabische Touristen: Shoppen im Tschador
Arabische Touristen sind konsumfreudig und lassen viel Geld in München. Allerdings nicht nur auf der Maximilianstraße, wie eine aktuelle Studie der Handelsberatung zeigt
MÜNCHEN Ein Dutzend verschleierte Frauen, nicht einmal die Augen sind zu sehen, und ihre Männer drängen sich in der Galeria Kaufhof. Sie wollen Dirndl kaufen. Bevor Geschäftsführer Eduard Schöwe anordnen kann, dass der Umkleidebereich für die Damen abgeschirmt wird, haben die sich schon die Dirndl angezogen. Und Schöwe weiß nicht, wohin er schauen soll – bei so viel arabischen Dekolletees.
Derzeit keine seltene Szene. Und weil die Araber nach den Chinesen und den Russen die drittstärkste Touristengruppe sind, hat die BBE Handelsberatung jetzt eine Studie veröffentlich, die ihr Kaufverhalten analysiert. Denn heuer waren es schon 28 Prozent mehr arabische Touristen als 2011. Die Studie zeigt, dass Araber die kaufstärkste Gruppe sind und nicht nur auf der Maximilianstraße gerne Geld ausgeben.
Die Ergebnisse:
- Ein Viertel aller Araber geben an, in München sofort die Kleidung zu wechseln: Raus aus der Burka oder Kandora, rein in Jeans und T-Shirt.
- Früher hat die arabische Mittelschicht Urlaub im Libanon und in Syrien gemacht. Wegen der Konflikte dort kommen sie neuerdings vorzugsweise nach Europa. Weil in Frankreich, Belgien und anderen Ländern ein Burka-Verbot herrscht, reisen sie lieber nach Deutschland. Und wo ist’s in Deutschland am schönsten? Sie ahnen es bereits: in München.
- Für fast 90 Prozent der Araber ist der Besuch in München mit Urlaub verbunden. Urlaub heißt bei den Arabern vor allem eins: shoppen. Nur etwa 10 Prozent kommen wegen einer medizinischen Behandlung zu uns.
- Im Schnitt bleibt ein Araber für neun Tage in der Stadt. Zum Vergleich: in Wien verweilen sie nur 3,3 Tage.
- Die Oberschicht kauft bevorzugt in der Maximilianstraße ein, geht aber auch in die Kaufingerstraße – und gibt 415 Euro pro Tag und Person nur fürs Shoppen aus.
- Der Mittelwert aller Befragten ergibt, dass die Araber am Tag 274 Euro nur für Einkäufe einsetzen. Zum Vergleich: Russen geben insgesamt – mit Hotel, Essen und Sightseeing – 370 Euro aus.
- Etwa zwei Prozent des Einzelhandel-Gesamtumsatzes wird durch arabische Touristen gemacht. Insgesamt sind das 220 Millionen Euro.
- Weil die deutschen Verkäufer oft scheu im Umgang mit den arabischen Gästen sind, empfinden das 10 Prozent der Araber als unfreundlich. Zudem stören sie sich an unsauberen Plätzen wie dem Hauptbahnhof oder dem Stachus.
- Ein Fünftel der Araber schätzen an München die Sicherheit und die geografische Lage. Zudem lieben sie die Schönheit der Stadt.
- Am liebsten kaufen sie Kleidung, Kosmetik und Geschenke.
- Themen: