Araber in München: Die Gäste vom Golf
Fast 80 000 Touristen aus arabischen Staaten kommen nach München: Rekord! Die AZ beantwortet wichtige Fragen
Schwarze Schleier und Gucci-Brille: In ganz München sieht man zur Zeit Touristen aus den arabischen Ländern. Am Montagvormittag bei Louis Vuitton in der Maxilinianstraße: Achmed Almuhaish (29) und seine Frau Hadil kaufen eine weiße Handtasche für 1520 Euro. Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen zu den Touristen aus den Golfstaaten.
Warum ausgerechnet München?
München ist eine der sichersten Großstädte der Welt, bietet Luxus uns gute medizinische Versorgung. Nahezu 70000 Gäste aus den arabischen Golfstaaten kommen jährlich hierher.
Was lieben sie hier besonders?
Sie genießen den Regen! „Wenn es regnet, laufen die extra durch die Gegend“, erzählt Ahmed Ismail vom Aparthotel. Sein Hotel am Stachus ist voll belegt mit arabischen Familien. „Als es jetzt so heiß war, hat das ihnen gar nicht gefallen.“ Auch Schnee ist begehrt. Die Gletscherfelder auf der Zugspitze sind ein beliebtes Ausflugsziel. „Da fahren die Frauen in Burkas mit dem Zipfelbob den Hang runter“, erzählt Peter Theimer von der Zugspitzbahn. Gern schauen sie auch Neuschwanstein an. „Königspaläste gibt’s in den Golfstaaten auch, aber da dürfen die Bürger nicht rein“, erklärt Chaim Eytan, Gästeführer der Stadt München.
Wieso zum Arzt?
Etwa die Hälfte will sich hier ärztlich behandeln lassen. Von der Knie-Prothese bis zur Krebs-Therapie. Die meisten kommen samt Familie und bleiben mehrere Monate. Manche Kliniken verlangen das Fünffache des Normalpreises.
Was kaufen sie?
Luxus! „Im Schnitt lässt ein arabischer Tourist 500 bis 1000 Euro am Tag in München“, erklärt Susanne Mühlbauer vom Tourismusamt. „Klamotten, Kosmetik, Uhren – Logo und Marke sind wichtig. Aber sie kaufen auch Artzney, orthopädische Kissen und Kinderbekleidung.“ Die Einkäufe lassen sie sich oft direkt ins Hotel schicken. Bei Dallmayr sind Pralinen und Geschenkkörbe beliebt, allerdings ohne Alkohol. Ein Mythos: Dass sich die Scheichs hier Autos kaufen: „Die Autos, die in den Golfregionen verkauft werden, sind anders ausgestattet“, berichtet Birgit Hiller von BMW, „ beraten lassen sich die Araber hier“.
Wie kommen sie rum?
Ein weißer Bentley mit roten Ledersitzen und Dubaier Kennzeichen? In den Sommermonaten keine Seltenheit. Manche Karossen kommen per Schiff nach München, die Gäste im Privatjet. „Manche Familien kommen in einem Airbus für 300 Personen“, erzählt Philipp Hoese vom Fahrservice Agentour 25. Sonderwünsche? „Einmal haben wir einen Lastwagen mit Teppichen ausgekleidet, um die Einkäufe sicher zum Flughafen zu transportieren.“ Manche gucken auch gern Fußball in der Allianz Arena – auf der Tribüne unter normalen Fans.
Wie wohnen sie?
In Luxushäusern wie dem Mandarin Oriental. Ein grüner Pfeil an der Suite-Decke zeigt in Richtung Mekka. Gebetsteppiche und einen Kompass gibt’s auch. Lammfleisch mit Okraschoten oderSafranhähnchen liefern arabische Restaurants. Viele Familien kochen auch selbst, sie wohnen in Apartments im Bahnhofsviertel. Und vor dem City Hilton gibt’s ein Zelt für Shisha-Raucher. J. Jauernig/H. Mertgen