Anwältin im Badewannen-Mord: "Was dieser Mann durchgemacht hat, tut mir leid"

An diesem Freitag muss das Landgericht München I entscheiden, ob Manfred Genditzki zu Unrecht im Gefängnis saß. Seine Verteidigerin Regina Rick blickt emotional zurück.
von  AZ/dpa
Manfred Genditzki (M) mit seinen Anwälten Regina Rick (l) und Klaus Wittmann im Gerichtssaal. (Archivbild)
Manfred Genditzki (M) mit seinen Anwälten Regina Rick (l) und Klaus Wittmann im Gerichtssaal. (Archivbild) © imago/Sven Simon

München - Die Verteidigerin im Münchner Wiederaufnahmeverfahren um den sogenannten "Badewannen-Mord" hatte auch Momente, in denen sie aufgeben wollte. "Ja, gab es", sagte Anwältin Regina Rick dem "Münchner Merkur". 

"Badewannen"-Mord neu aufgerollt: Urteil am Freitag

Und sie fügte hinzu: "Bevor wir die entlastenden Gutachten angingen, hatten mir vor einigen Jahren mehrere erfahrene Strafverteidiger geraten, ich solle den Fall sein lassen. Einer sagte: "Schreib' dem Genditzki einen Brief, dass du ihm nicht helfen kannst." Das hatte ich ernsthaft erwogen, aber ich konnte es nicht."

An diesem Freitag soll das Urteil fallen in dem neuen Prozess um einen Mord an einer alten Frau, den es vielleicht nicht gegeben hat.

Der Angeklagte Manfred Genditzki, der in der Wohnanlage der Getöteten als Hausmeister tätig war, war 2010 vom Landgericht München II zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Nach Überzeugung des Schwurgerichts hatte er die Seniorin im Oktober 2008 in deren Wohnung im oberbayerischen Rottach-Egern nach einem Streit auf den Kopf geschlagen und dann in der Badewanne ertränkt.

Staatsanwaltschaft: Badewannen-Mord?  "Könnte sich um einen Unfall gehandelt haben"

Selbst die Staatsanwaltschaft fordert aber inzwischen Freispruch und eine Entschädigung für Genditzki, der 13 Jahre lang für die Tat im Gefängnis gesessen hatte und stets seine Unschuld beteuert hat. Es könne sich um einen Unfall gehandelt haben, sagte der Staatsanwalt am Montag in seinem Plädoyer.

Genditzki-Verteidigerin: "Man verliert schon ein wenig die professionelle Distanz" 

Sie sei "erschöpft", sagte Anwältin Rick der Zeitung. "Dieser Fall war ein jahrelanger Marathon für mich." Sie habe "vom ersten Moment an seine Unschuld geglaubt. Das ging ja damals schon aus den Akten hervor".

"Man verliert schon ein wenig die professionelle Distanz. Wenn ich nach über 20 Jahren Strafverteidigung noch ein Herz hätte, würde es manchmal brechen", sagte die Juristin. "Was dieser Mann durchgemacht hat, tut mir leid."

Aber sie sei eine Kämpfernatur. "Ich gebe nicht gerne auf. Und wenn ich schlecht behandelt werde, weckt das meinen Kampfgeist", sagte Rick. "2018 hatte mich ein Staatsanwalt am Telefon quasi ausgelacht, als es um unsere Computersimulationen ging, die das Sturzgeschehen der Seniorin in ganz neuem Licht erscheinen ließen. Ich hatte Tränen der Wut in den Augen. Dann dachte ich: 'So. Und du verlierst jetzt.'"

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