Anstehen in der Rosenstraße: Der Run auf das iPad
MÜNCHEN - Seit heute früh kann man in Deutschland iPads kaufen. Das sorgte für einen großen Ansturm auf den Apple-Store in der Rosenstraße. Für viele Technik-Freaks war es eine lange Nacht.
„Was ist denn hier los?“ wundert sich ein Standlbesitzer am Marienplatz kopfschüttelnd. Es ist Freitag, kurz vor acht Uhr in der Früh. Die Schlange vor dem Apple-Store in der Rosenstraße wird länger und länger. Es sind Hunderte Technikfans. Sie alle wollen zu den Ersten gehören, die sich in Deutschland ein iPad kaufen. Manche haben sich dafür die Nacht um die Ohren geschlagen.
Ganz vorne in der Schlange steht seit elf Uhr am Vortag Helge Gleiss. Er will heute ein iPad für seine Mutter kaufen – er selbst hat sich das neue Gerät schon vor einem Monat in den USA besorgt. Die Show heute lässt er sich aber nicht entgehen. „Die Nacht war kalt“, sagt der 26-jährige Uni-Mitarbeiter. „Aber seit gestern Abend hatte ich ja immerhin Gesellschaft.“
Damit meint er die Jungs, die sich ab neun Uhr abends zu ihm gesellten. Um Mitternacht sollen es um die 25 gewesen sein, „der harte Kern“, sagt Gleiss. Langeweile? „Kaum.“ Sie plaudern viel, posten regelmäßig ihre Erlebnisse auf Twitter und Facebook. So sieht Warten 2.0 aus. „Nummer 11 hat aufgegeben – jetzt bin ich Nummer 10 in der Reihe!“ verkündet Nicholas Duesberg etwa um vier Uhr morgens im Internet. Wer das wohl liest?
Von Stunde zu Stunde kommen mehr Apple-Anhänger. Ein ganzer Schwall ist es um fünf Uhr. Mit dabei: Martina und Christoph Kaspar aus Innsbruck. Vorher schliefen sie ein paar Stunden im Hotel, so bald wie möglich soll es aber auf den Motorrädern zurück nach Österreich gehen. „Wir brauchen zwei iPads“, erzählt Martina Kaspar. „Eins für uns und eins für unseren Sohn, der morgen Geburtstag hat. Das Geschenk ist eine Überraschung.“
Die Spannung vor dem Apple-Store steigt: Um halb acht fährt ein Laster vor, Männer entladen eine dunkel verhüllte Palette, die Wartenden richten ihre Kameras drauf. „Oh, mein Gott!“ ruft der zehnjährige Enzo in diesem Moment. „Da sind sie!“. Applaus.
Als 20 Minuten später der Vorhang im Apple Store fällt, gibt es unter den Wartenden kein Halten mehr. Es wird gekreischt, geklatscht, gejubelt. Drinnen heizen die Apple-Mitarbeiter die Stimmung an, applaudieren wie wild. „Zehn, neun, acht“, der Countdown läuft. „iPad, iPad, iPad“, intonieren die Menschen vor dem Laden.
Helge Gleiss filmt die ganze Zeit mit, die 21 Stunden Warterei sind ihm nicht anzusehen. Als sich dann die Tür öffnet, hat er seinen großen Moment: Er betritt als erster Kunde den Laden. Und sieht dabei richtig glücklich aus. Vielleicht liegt es an diesem Freudentaumel, dass er nicht auch als Erster wieder den Laden verlässt.
Ein anderer ist tatsächlich schneller und reckt um kurz nach acht sein iPad in den blauen Himmel vor dem Apple-Store: Der 18-jährige Maxi Issels, eigentlich Nummer neun in der Schlange. „Was für ein cooler Moment. Ich bin rein, an die Kasse und gleich wieder raus. Jetzt erstmal nach Hause, iPad anschließen – und dann schlafen."
Vanessa Assmann