Angst vor dem Abstieg: "Dann werde ich Sozialfall!"

Eva Matos ist alleinerziehende Mutter und berufstätig. Im Herbst sollen ihre Zwillinge eingeschult werden – doch bislang haben sie noch keinen Hortplatz. Verliert die Frau jetzt ihren Job?
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Mutter Eva mit ihren Zwillingen Mariella und Lorena.
Ronald Zimmermann Mutter Eva mit ihren Zwillingen Mariella und Lorena.

Eva Matos ist alleinerziehende Mutter und berufstätig. Im Herbst sollen ihre Zwillinge eingeschult werden – doch bislang haben sie noch keinen Hortplatz. Verliert die Frau jetzt ihren Job?

MÜNCHEN Es war vor fast drei Jahren, als für Evita Matos und ihre beiden kleinen Zwillingsmädchen die Welt zusammenbrach. Damals, als Zeljko starb – im Alter von nur 39 Jahren. Der Familienvater verlor den Kampf gegen seine Krebserkrankung, als seine Töchter gerade mal drei Jahre alt waren.

„So eine kleine Seele muss das erst einmal verarbeiten“, sagt Evita Matos, die alle nur Eva nennen. Die Mädchen, Mariella und Lorena, fragen noch oft nach ihrem Papa.

Nach dem Tod ihres Mannes fing die 38-Jährige wieder an, voll zu arbeiten – als Friseurin. Sie schaffte es, sich und die Kinder durchzubringen. Ohne fremde Hilfe. Ihr Credo: „Ich brauche niemand, der mich finanziert – das schaffe ich auch alleine.“ Doch jetzt hat sie Angst. Angst um ihre Selbstständigkeit. Angst um ihren Job.

Der Hintergrund: Im September werden die Töchter eingeschult. Doch sie haben noch keinen Hortplatz. Bislang sind die zweieiigen Zwillinge am Nachmittag im Kindergarten. Ihre Mama holt sie immer gegen 17 Uhr ab – nachdem sie acht Stunden im Friseursalon gestanden hat.

Eva Matos war fest davon ausgegangen, dass es mit der Betreuung klappt. Sie hatte sich im Herbst in dem Hort beworben, der direkt neben der Schule in der Konrad-Celtis-Straße liegt. Sie hatte vor Ort ihre Situation geschildert.

Manch erfahrene Hortplatz-Sucher mögen es naiv finden, bei der Münchner Mangelsituation nur eine Möglichkeit für die Kinder ins Auge zu fassen. Doch für Eva Matos kam nichts anderes in Frage.

Sie verdient im Schnitt 850 Euro im Monat. Mit Halbwaisen- und Witwenrente kam sie immer über die Runden. Aber eine Tagesmutter oder eine private Ganztagsschule bezahlen? „Das ist nicht in meinem Budget drinnen.“ Sie kann auch nicht aus der Arbeit weg, um die Mädchen selbst am Mittag von der Schule in eine andere Einrichtung zu bringen. Der Friseursalon, in dem sie beschäftigt ist, hat jetzt schon mit personellen Engpässen zu kämpfen.

Insofern schien der städtische Hort neben der Schule und ganz nah von Zuhause die perfekte Lösung. Doch vor den Osterferien kam die Absage.

Eigentlich werden alleinerziehende und berufstätige Mütter in städtischen Einrichtungen bei der Platzvergabe bevorzugt – doch für Familie Matos reichte es nicht. Sie bekam nur zwei Plätze auf der Warteliste. Jetzt kann die Mutter nur hoffen, dass noch jemand abspringt.

Eva Matos hat alles mögliche probiert. Sie wandte sich an Behörden, schilderte immer wieder ihr Problem. Ihr Eindruck: „Keiner fühlt sich zuständig für uns.“

Was, wenn sie keine Lösung für die Mädchen findet? „Dann werde ich ein Sozialfall.“ Und das will die 38-Jährige unbedingt vermeiden. Dafür habe sie zu viel Stolz, zu viel Ehrgeiz, sagt sie. „Ich muss für meine Kinder ein Vorbild sein.“ Und auch für sich selbst braucht sie den Job: „Die Arbeit gibt mir Kraft und bringt mich auf andere Gedanken.“

Julia Lenders

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