Angst und Schrecken
Killer-Sound mit Cannibal Corpse und Children of Bodom im Backstage
Das Keyboard sorgt für die Klassik-Assoziationen, mit einem Sound, der als heller Synthie-Ton in den Spinett-Klang spielt und Läufen, die eine barock-ornamentale Ästhetik nachempfinden. Natürlich sind Children of Bodom trotzdem nichts für den Fan der leisen Töne: Die Prügelknaben aus Finnland sind eine spieltechnisch im oberen Bereich angesiedelte Metal-Band.
Die Genre-Frage allerdings lässt sich nicht so leicht beantworten. Thrash-, Death-, Black-Metal; die Subkultur liebt eigentlich das Einsortieren in Kleinbereiche des mörderisch Harten. Diese Band aber lehnt Kategorisierungsversuche strikt ab und ermöglicht sich dadurch das Spiel im breiten Spektrum des Killer-Sounds.
Mit dabei auf der „Blood Drunks Crawling Up Your EU Tour 2009“ sind auch Cannibal Corpse und die Death-Metaler Diablo. Seit 1988 sind erstere auf Schock-Krawall gebürstet. Gegen sie sind Children Of Bodom melodiesüchtige Soft-Popper. „Evisceration Plague“ heißt das an diesem Freitag erschienene Album der Amerikaner. Ein Brecher des gnadenlosen Zombie-Killer-Metals. Das ist Old School: Shouter George „Corpsegrinder“ Fisher grunzt wie ein rasender Eber, das Schlagzeug hackt, als müsse die Bühne zerlegt werden, und die Gitarre liefert die Sirene vor dem nuklearen Winter.
Mittlerweile sind Cannibal Corpse längst ein Teil der Rock-Geschichte, aber die Skandale um ihre Metzel-Songs erinnern natürlich daran, dass juvenile Gewaltphantasien zu allen, nicht nur pop-musikalischen Zeiten im Reaktionsspektrum zwischen Zensur, Entsetzen und Begeisterung Teil dieser ganz bestimmten Ästhetik waren.
Christian Jooß
Backstage (Werk), Wilhelm-Hale-Straße 16, Dienstag 20 Uhr, Eintritt: 29 Euro, www.backstage-online.com
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