Angeklagter Kinderschänder: Sein skurriler Auftrit
Michael P. (47) stellt im Prozess sein neues Buch vor und wirbt für eine Gesetzesänderung in Deutschland: „Ich habe nie ein Kind gezwungen. Sie waren immer gerne bei mir“
München - Kaufmann Michael P. (47) sitzt aufrecht auf der Anklagebank, schiebt seinen Aktenordner zurecht und sagt zum Gericht: „Ich möchte nicht, dass ich während meiner Ausführungen unterbrochen werde. Sie können mir hinterher gerne Fragen stellen.“ Die irre Show des Kinderschänders vor dem Münchner Landgericht – sie ähnelt einer Pressekonferenz.
„Es gibt Bücher über Opfer, und ich habe jetzt das erste Buch aus der Sicht eines Täters geschrieben. Ich will klar Schiff machen. Wer mich kennt, weiß, dass ich ein sehr guter Mensch bin“, sagt Michael P. Den Vorwurf des schweren sexuellen Kindesmissbrauchs an Tom (7,
„Unsere Gesellschaft geht mit dem Thema Pädophilie völlig falsch um. Wir brauchen eine Gesetzesänderung, und so wird sich bald vieles ändern.“ Kinder als Freiwild für Pädophile? Michael P. ist in der früheren DDR aufgewachsen. Als 17-Jähriger habe er dort damals eine sexuelle Beziehung zu einem Elfjährigen gehabt:
„In der DDR konnte ich meinen Sex ohne Bedenken ausleben, weil das Thema Pädophilie in der DDR absolut tabu war.“ Nach der Wende siedelt er in den Westen um und stellt fest, dass Sex mit Kindern sehr wohl thematisiert wird und strafbar ist. „Ich habe nie ein Kind zum Sex gezwungen.
Die Jungs waren gerne bei mir. Wenn ein Kind bei mir nein sagt, ist auch definitiv nein bei mir. So war es die ganzen Jahre“, sagt der Angeklagte. Laut Staatsanwaltschaft beobachtete Michael P. den kleinen Tom am 16. Juli 2010 beim Planschen in einem Germeringer Parkbrunnen. Tom trug nur eine Unterhose.
Der Angeklagte soll ihn in seine Wohnung mit den Worten gelockt haben: „Bei mir kannst du dich abtrocknen – sonst kriegst du Ärger mit deiner Mutter.“ Im Bad soll Michael P. Tom missbraucht haben. Beim zweiten Übergriff am 20. Juli habe er dem Buben ein Computerspiel versprochen.
Als Tom schließlich wieder gehen durfte, sagte Michael P.: „Komm morgen wieder, dann kuscheln wir im Bett.“ Statt Tom kam die Polizei – Festnahme. Auf die Frage des Gerichts, ob die Vorwürfe stimmten, erklärt der Angeklagte: „Kann sein. Ich war zu betrunken, kann mich an nichts erinnern.“
Da gerät Richterin Petra Beckers in Rage: „Sie haben ein Geständnis angekündigt, um dem Buben die Zeugenaussage zu ersparen. Ich unterbreche jetzt den Prozess.“ Der Angeklagte soll jetzt noch einmal gut über ein Geständnis nachdenken. Ohne Show.
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