"Amoklauf ohne Waffen" - Behindertes Gewaltopfer überlebte nur knapp

Bei dem Gewaltexzess von Schweizer Schülern in München sind die Täter noch brutaler vorgegangen als bisher bekannt. Der Behinderte, den die Jugendlichen vergangene Woche auf der Suche nach Spaß niederschlugen, überlebte den Angriff nur mit viel Glück.
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Die drei Schweizer Schläger sitzen seit Juni 2009 in Untersuchungshaft
Blick Die drei Schweizer Schläger sitzen seit Juni 2009 in Untersuchungshaft

MÜNCHEN - Bei dem Gewaltexzess von Schweizer Schülern in München sind die Täter noch brutaler vorgegangen als bisher bekannt. Der Behinderte, den die Jugendlichen vergangene Woche auf der Suche nach Spaß niederschlugen, überlebte den Angriff nur mit viel Glück.

Die drei Schweizer Schüler, die vor knapp zwei Wochen am Sendlinger-Tor-Platz fünf Menschen zusammenschlugen, haben ihre Opfer noch brutaler verletzt als bisher bekannt. Wie Staatsanwalt Laurent Lafleur dem „Focus“ sagte, hat ein behindertes Opfer die Attacken der 16-jährigen Schüler nur durch Glück überlebt.

Einer der Angreifer habe den halbseitig gelähmten Mazedonier bewusstlos geschlagen und dann mit Anlauf und voller Wucht gegen dessen Kopf getreten, der schlaff über die Lehne einer Parkbank gehangen habe.

„Man kann nur von Glück reden, dass dem Mann nicht das Genick gebrochen wurde und er starb“, sagt Lafleur. Anschließend verprügelten die Schüler zwei weitere Männer, schlugen dann einen Versicherungskaufmann zusammen, verletzten ihn schwer und traktierten danach noch einen Studenten mit Faustschlägen. Gegen die Schüler, die in Stadelheim in Untersuchungshaft sitzen, wird wegen versuchten Mordes ermittelt.

Einer der mutmaßlichen Täter, Mike B., hatte im August 2008 einem Fahrgast in der S-Bahn Zürich das Nasenbein gebrochen. Eine Überwachungskamera filmte die Tat. Mike B. wurde von einem Jugendrichter mit zehn Tagen Sozialarbeit und 150 Schweizer Franken bestraft.

Der Prozess gegen die Schüler in München soll unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. „Das Jugendgerichtsgesetz will hier die Täter, die erst 16 sind, schützen“, sagte ein Sprecher des bayerischen Justizministeriums dem „Focus“. Die Jugendlichen gehörten zu einer Schülergruppe, die sich auf Abschlussfahrt in München befand.

Ihre Mitschüler in der Schweiz haben auf die Tat geschockt reagiert, wie der Schulpräsident in Küsnacht, Max Heberlein, sagte.Dort haben die mutmaßlichen Täter eine Weiterbildungs- und Berufswahlschule besucht. Als der Schulleiter die Jugendlichen in einer Ansprache über die Vorfälle informiert habe, hätten einige geweint.

„Die Jugendlichen verabscheuen die Tat. Gleichzeitig können sie nicht verstehen, wie ihre Klassenkameraden oder Freunde zu so etwas fähig waren“, sagte Heberlein.

Von Vorstrafen der Jugendlichen habe die Schulleitung „keine Ahnung“ gehabt. Im Unterricht hätten sie sich eigentlich „sehr gut“ zurechtgefunden. „Es gab hier keine Schlägereien auf dem Pausenhof oder so etwas“, betonte Heberlein. Die drei seien bei ihren Mitschülern „sehr beliebt“, lediglich einer der Drei sei „etwas schwierig“ gewesen. „Er kam manchmal zu spät oder hatte die Hausaufgaben vergessen. Aber nichts, was in Richtung Gewalt oder Aggression gedeutet hätte“, sagte Heberlein.

Marina Antonioni

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