Amokfahrer wieder frei: Er darf fünf Jahre nicht ans Steuer

Mit Tempo 240 war der Angeklagte durch den Berufsverkehr geflüchtet. Der 36-Jährige rammte fünf Streifenwagen, verursachte über 18000 Euro Schaden. Das Gericht lässt ihn mit einer Bewährungsstrafe laufen.
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Amokfahrer Paul B. neben Verteidigerin Catharina Dolleschel
Torsten Huber Amokfahrer Paul B. neben Verteidigerin Catharina Dolleschel

MÜNCHEN - Mit Tempo 240 war der Angeklagte durch den Berufsverkehr geflüchtet. Der 36-Jährige rammte fünf Streifenwagen, verursachte über 18000 Euro Schaden. Das Gericht lässt ihn mit einer Bewährungsstrafe laufen.

Fast zwei Stunden lieferte sich Amokfahrer Paul B. (36) eine wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei. Mit Tempo 240 raste er durch den Berufsverkehr. Der Schaden betrug 18387 Euro.

Nach zehn Monaten U-Haft konnte der Versicherungskaufmann aber als freier Mann den Münchner Landgerichtssaal verlassen. Die 2. Strafkammer verurteilte ihn wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung. Das hatte seine Verteidigerin Catharina Dolleschel gefordert, die Staatsanwaltschaft hatte die Unterbringung in die Psychiatrie beantragt.

Der Vorsitzende Richter Norbert Riedmann betonte: „Die Bewährung ist an strenge Auflagen geknüpft.“ Paul B. muss an einer ambulanten Therapie teilnehmen, muss regelmäßig Medikamente nehmen, zum Drogentest gehen und darf fünf Jahre nicht mehr Auto fahren.

Weitgehend orientierte sich die Kammer an dem Gutachten des Sachverständigen Matthias Hollweg. Demnach leidet der Angeklagte an einer „ausgeprägten psychotischen Störung“, die aber mit Medikamenten in den Griff zu kriegen sei.

Wegen dieser Krankheit und weil Paul B. statt Medizin Drogen konsumierte, kam es am 2. Januar 2009 gegen 17 Uhr zur Amokfahrt: Paul B. setzte sich trotz Fahrverbots (Drogen im Straßenverkehr) in seinen BMW 535. Der Angeklagte war damals finanziell am Ende, musste seine Versicherungsagentur schließen. Er wollte nach Berlin, um seinen Vater um Geld zu bitten.

Auf dem Weg dorthin tankte er für 36,24 Euro und zahlte nicht. Der Tankpächter alarmierte die Polizei. 19 Einsatzfahrzeuge und ein Polizeihubschrauber jagten ihn 200 Kilometer über Landstraße und Autobahn. Von Poing bis kurz vor Nürnberg und zurück nach München. Funken sprühten, als Paul B. die Polizeiautos rammte.

Die letzten 51 Minuten raste er auf der linken Felge über die Autobahn. An der Allianz Arena blieb er schließlich an einer Leitplanke hängen und wurde festgenommen.

Torsten Huber

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