Alles für einen Kalender: Neubibergs Nackerte
NEUBIBERG - Für einen Kalender lassen Mannsbilderaus dem Ort die Hüllen fallen – unter ihnen auch ein Gemeinderat
Timm, der Zahnarzt (30) mit dem Bohrer in der Hand, zeigt sein schönstes Lächeln. Ungewöhnlich an dem Dentisten ist allerdings, dass er nur in der Unterhose dasteht. Drei Monate später ziert Norbert (55) das Juni-Kalenderblatt. Auch der Schuster strahlt, man sieht ihm an, dass das Foto-Shooting Spaß gemacht hat. Er hat einen Damenschuh in der Hand und abgesehen von einer Halskette nur eine Schürze am Leib.
Alle halb- bis ganz nackten Männer aus dem Kalender „Busy Community 2011“ haben zwei Dinge gemeinsam: Sie stammen aus Neubiberg und wurden bei der Arbeit fotografiert.
Die Idee für den ungewöhnlichen Kalender hatte Stephanie Schmidbauer-Weiß aus Neubiberg. Im Hauptberuf ist die 32-Jährige Vertriebsassistentin. Im Nebenberuf sind sie und ihr Mann Florian (37) Fotografen mit dem Spezialgebiet Hochzeiten.
Stephanie Schmidbauer wollte nach dem Vorbild der britisch-amerikanischen Komödie „Kalender Girls“ von Nigel Cole männliche Nicht-Models dazu bringen, für einen guten Zweck die Hüllen fallen zu lassen. Im Film ziehen sich Seniorinnen aus. „Es sollten Männer aus unserer Heimatgemeinde Neubiberg sein.“ Ihr Mann Florian war skeptisch: „Da findest du nie welche!“
Aber die 32-Jährige ließ nicht locker. Beim Limo-Kauf sprach sie den durchtrainierten Mario im Getränkeladen an, als sie ihre Schuhe zum Besohlen brachte, den netten Schuster. Auf einer Hochzeit warb sie den Bräutigam (44) an. Nun schmückt der den Februar. Nach einer anderen Vermählung sprach die Fotografin den Biobauern und Gemeinderat Josef an.
Einfach zu realisieren war der Kalender trotzdem nicht. Einige Männer sagten erst zu, machten dann aber wieder einen Rückzieher, weil ihre Frauen oder Freundinnen nicht einverstanden waren.
Jetzt ist der Kalender auf dem Markt und die Resonanz fast durchweg positiv: „Ich bin stolz auf meinen Lehrling“, sagt etwa Getränkeshop-Besitzer Gerhard Hartl.
20 Prozent des Kalender-Erlöses gehen an den Hauner Verein zur Unterstützung des Haunerschen Kinderspitals. Stephanie Schmidbauer: „Viele Eltern kommen mit ihren kranken Kindern von weit her, sie können in einem Haus neben der Klinik kostenlos übernachten – wenigstens darum müssen sie sich keine Gedanken machen. Das wollen wir unterstützen.“
Den Kalender (18 Euro) gibt es in Geschäften in Neubiberg, an der Pforte in der Haunerschen Kinderklinik oder über busycommunity.de plus Versandkosten von 5,90.
Falls sich die Nackerten von Neubiberg gut verkaufen, planen die Schmidbauers für 2012 das nächste Projekt – mit Frauen. Nina Job
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