"Alle Amphibienarten im Bestand bedroht": Warum man Kröten auch in München über die Straße helfen sollte

München - Die Temperaturen sinken im März nachts nicht mehr unter null Grad. Das ist der Startschuss für die Münchner Kröten. Sie erwachen aus ihrer Winterstarre und machen sich von ihren Quartieren auf zu ihren Geburtsgewässern. Sie wollen dort selbst laichen.
Die Erdkröte ist eine der ersten Amphibienarten, denen man im Frühjahr begegnet – auch mitten in der Stadt. Mehrere Wochen lang sind sie in Wäldern, auf Wiesen und in den Gärten unterwegs, bis sie ihre Heimat-Tümpel erreichen.
Dabei müssen sie auch einige Straßen überqueren, die ihren Wanderweg kreuzen. Das wird vielen Tieren zum Verhängnis. Häufig werden sie von Autos überrollt. Um dem entgegenzuwirken, werden Krötenzäune aufgestellt und kleine Tunnel oder Brücken errichtet.
Tierschützer sammeln die Kröten auch ein und bringen sie sicher über die Straße. Trotzdem sterben jedes Jahr viele Amphibien auf ihrem Weg.
Bitte aufpassen, liebe Autofahrer
Der Tierschutzverein appelliert an Autofahrer: "Alle Amphibienarten sind in ihrem Bestand bedroht.“ Wenn man eine Erdkröte am Straßenrand entdeckt, könne man sie über die Straße tragen. "Kröten übertragen weder Krankheiten, noch können sie kratzen oder beißen.“
Allerdings schreibt der Bund Naturschutz: "Sie (die Erdkröte) scheidet – wie alle Kröten – aus den Drüsen ihrer warzigen Haut starke Bitterstoffe aus. Menschen sollten also nach dem Anfassen ihre Augen oder ihren Mund nicht berühren!“ Bei Rettungsaktionen an der Straße sollte man sich auf keinen Fall selbst in Gefahr bringen.
Zudem kann es als Autofahrer auch schon helfen, das Tempo zu reduzieren. "Besonders zwischen 19 Uhr und 7 Uhr ist es wichtig, langsam zu fahren, um die Tiere nicht zu gefährden“, schreibt das Landratsamt in einer Mitteilung.
Auch, um die Helfer zu schützen, die die Kröten über die Straßen tragen, sollen Autofahrer achtsamer fahren. Es sei auch hilfreich, auf die Beschilderung zu achten. An Stellen, an denen besonders viele Amphibien queren, warnen Schilder.
Falls Ihnen Straßenabschnitte auffallen, über die viele Kröten und ähnliche Tiere wandern, bittet die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises oder dem Bund Naturschutz darum, dies zu melden.
Dem Landratsamt sind aktuell 17 Amphibien-Wanderwege im Landkreis München bekannt. Darunter etwa die M8 bei Helfendorf, die Pasinger Straße und Starnberger Straße im Bereich Heitmeier Siedlung in Gräfelfing, die Ottostraße in Ottobrunn und die Hackerstraße zwischen Badersfeld und Hackermoos in Oberschleißheim.
Kellerschächte stellen oft tödliche Fallen für die Tiere dar
Amphibien halten sich auch in Wohngebieten auf. Sie suchen in Hinterhöfen und feuchten Kellern Zuflucht. Das Landratsamt warnt: "Kellerschächte und andere tiefe Gruben stellen oft tödliche Fallen für die Tiere dar“, und bittet, Schächte regelmäßig zu kontrollieren oder mit Abdeckungen zu versehen.
Wenn der Geburtstümpel erreicht wurde und sich zwei Kröten für die Paarung gefunden haben, lässt das Weibchen den Laich in langen Schnüren ab. Dann gibt das Männchen sein Spermium dazu. 3000 bis 8000 Eier legt eine Kröte ab. Das klingt nach sehr vielen Nachkommen. Doch der Bund Naturschutz schreibt, dass Hilfe notwendig ist, denn sonst "wären schon viele Populationen von Fröschen, Kröten, Unken und Molchen ausgestorben“.
Ende März bis Anfang April ziehen sich die Kröten wieder zurück. Bis aus den Eiern junge Kröten werden, vergehen je nach Temperatur zwei bis vier Monate.