Alkoholverbot an der Tanke?

München hat ganz offenbar ein Drogen-Problem. Auch der jüngste Sicherheitsreport des Münchner Polizeipräsidiums belegt dies. Auch die legale Droge Alkohol ist ein Dauerbrenner. Doch wie umgehen mit dem Problem?
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Mordfall Böhringer: 200 Polizisten zum Gen-Test
dpa Mordfall Böhringer: 200 Polizisten zum Gen-Test

MÜNCHEN -München hat ganz offenbar ein Drogen-Problem. Auch der jüngste Sicherheitsreport des Münchner Polizeipräsidiums belegt dies. Auch die legale Droge Alkohol ist ein Dauerbrenner. Doch wie umgehen mit dem Problem?

Sie hatte 60 kondomartige Tütchen hinuntergeschluckt. Jedes war gefüllt mit knapp 17 Gramm Kokain. Die junge Frau (30) kam mit dem Flugzeug aus Südamerika. Als sie am Münchner Flughafen von Zollbeamten gefragt wurde, was sie denn in München vorhabe, brach sie zusammen und gestand. Ein Kilo Koks hatte sie in ihrem Magen und Darm transportiert. Hätte auch nur eines der Behältnisse einen Riss gehabt, wäre die Frau gestorben. Jetzt sitzt sie in Untersuchungshaft.

Der Fall liegt eine Woche zurück. Doch die Aufgriffe von Drogenschmugglern häufen sich. Vor fast genau einem Jahr wurde ein Student am Münchner Airport mit der Rekordmenge von 1,5 Kilo Koks im Körper erwischt. Viele dieser „Körperschmuggler“ werden in Südamerika in „Schluckfarmen“ gezielt trainiert.

Auch der jüngste Sicherheitsreport des Münchner Polizeipräsidiums, der am Freitag vorgestellt wurde, belegt ein Drogenproblem. Zwar blieb 2007 die Zahl der Rauschgiftdelikte im Vergleich zum Vorjahr relativ gleich, doch die Zahl der Drogentoten ist massiv gestiegen.

Meist ein Drogen-Mix

In den Jahren 2005 und 2006 war die Zahl der Drogentoten im Zehnjahreszeitraum deutlich zurückgegangen. 2007 stieg sie in München um alarmierende 30 Prozent: 55 Männer und Frauen starben. Das jüngste Opfer war erst 17 Jahre alt.

Bei fast 54 Prozent der Opfer war ein Mix aus verschiedener Drogen die Todesursache. In zwei Dritteln der Fälle waren Opiate (u. a. Heroin) schuld. „Der Wirkungsgehalt der neuen Drogen hat sich deutlich verändert, sie sind stärker“, so der Leitende Kriminaldirektor Konrad Gigler.

Doch nicht nur diese „harten Drogen“ machen der Polizei zunehmend zu schaffen – auch die legale Droge Alkohol ist ein Dauerbrenner. „Harter Alkohol steigert die Aggressivität. Besonders bei jungen Männern“, sagt Münchens Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer. Er spricht von einem Negativ-Trend. „Die Brutalität steigt. Wenn einer am Boden liegt, wird auch noch nachgetreten.“

Immer mehr Kinder greifen zur Flasche

In den letzten zehn Jahren stieg die Zahl der Gewalttaten um 25 Prozent, 2006 und 2007 pendelte sie sich bei etwa 4400 Gewalttaten ein. Bei der Begehung dieser Taten waren 45,5 Prozent der Deutschen (und 34,5 % der Nichtdeutschen) alkoholisiert. Unter den deutschen Schlägern im Alter von 18 bis 21 Jahren waren sogar fast 60 Prozent blau.

Auch das Einstiegsalter bereitet zunehmend Sorgen. Immer mehr Kinder greifen zum Alkohol: Erst am Donnerstag wurde die Polizei in eine Münchner Schule gerufen, da ein 13-jähriges Mädchen und ein gleichaltriger Mitschüler sturztrunken zum Unterricht erschienen waren. Beide hatten 1 Promille Alkohol im Blut. Auf dem Weg zur Schule hatten sie im Bus Raki getrunken...

Wenn es nach Polizeipräsident Schmidbauer ginge, dürften Tankstellen abends keinen Alkohol mehr verkaufen. Die Gefahr, dass sich Minderjährige dort Bier und Schnaps holen, sei zu groß.

Nina Job

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