Algarve-Mord: „Sie strampelte um ihr Leben“

Für den Mord an einer Frau an einem Urlaubsstrand in Portugal gibt es offenbar einen direkten Augenzeugen. Ein 75-jähriger Portugiese beschrieb eine erschreckende Szene.
von  dpa
Wegen Mordes angeklagt: Gunnar D. in München vor Gericht
Wegen Mordes angeklagt: Gunnar D. in München vor Gericht © dapd

Für den Mord an einer Frau an einem Urlaubsstrand in Portugal gibt es offenbar einen direkten Augenzeugen. Ein 75-jähriger Portugiese beschrieb vor dem Münchner Landgericht eine erschreckende Szene.

 

München – Ein Augenzeuge hat am Dienstag vor dem Münchner Landgericht den mutmaßlichen Mord an einer jungen Mutter an einem Urlaubsstrand in Portugal geschildert. Er habe gesehen, wie ein Mann die Frau unter Wasser drückte, sagte der 75-Jährige vor Gericht. In dem Indizienprozess ist der Ex-Geliebte der Frau und Vater ihrer 21 Monate alten Tochter angeklagt. Der 44-jährige Techniker soll laut Anklage beide ermordet haben, um keinen Unterhalt für das Kind zahlen zu müssen und die Affäre vor seiner langjährigen Lebensgefährtin zu verheimlichen. Der Mann bestreitet das Verbrechen.

Der portugiesische Rentner sonnte sich am Morgen des 10. Juli 2010 am Strand „Praia Do Canavial“ im portugiesischen Lagos, als das Paar mit dem Kind dort gegen halb zehn Uhr ankam. Die beiden Erwachsenen seien ins Wasser gegangen und hätten sich mit Wasser bespritzt. Dann habe er aus etwa 80 Meter Entfernung gesehen, „wie er sie runter drückte, einmal richtig lang“, sagte der Zeuge. „Ich dachte, sie muss ertrinken, das hält doch keiner aus.“ Das Untertauchen hatte er früher auf zwei bis drei Minuten geschätzt. „Sie strampelte um ihr Leben“, hatte er die Szene im Verhör bei der Polizei beschrieben. Auf die Frage des Vorsitzenden Richters ergänzte der Rentner nun, er glaube nicht, dass der Mann ihn gesehen habe.

Der Mann habe die Frau aus dem Wasser geholt, er sei zu ihm gegangen und habe gefragt: „Problem? Problem?“ – „Hau ab, hau ab!“ habe der Mann erwidert und ihn mit einer „wütenden und aggressiven Geste“ weggescheucht. Der Mann, der Kratzwunden hatte, habe sich die Frau dann über den Rücken gelegt und sie zu einer Schlucht geschleppt. Das kleine Kind habe immerzu „Mama, Mama“ geschrien, schilderte der Zeuge unter Tränen. Die Augen der Frau seien „starr“ gewesen, und sie habe Schaum vor dem Mund gehabt. Zwei junge Männer seien aufmerksam geworden, er habe ihnen gesagt, es sei „etwas Schlimmes geschehen“ und sie gefragt, ob sie ein Handy dabei hätten. Einer sei die Böschung hinauf gelaufen und habe die Rettungskräfte alarmiert.

Die beiden jungen Männer hatten ausgesagt, der Rentner habe ihnen mehrmals zugerufen: „Er hat sie umgebracht!“. Der 75-Jährige habe sich dann angezogen und den Strand verlassen.

Die Leiche des Kindes wurde erst nach acht Monaten in einer Felsspalte von Fischern entdeckt. Die Todesursache konnte nicht mehr festgestellt werden. Der Prozess wird am Mittwoch mit der Vernehmung weiterer Zeugen aus Portugal fortgesetzt.

 

 

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