Alexandra Gaßmann: Erst Neunfach-Mama, jetzt Stadtmutter

Die neunfache Mutter Alexandra Gaßmann rückt für die CSU in den Stadtrat nach. Die 49-Jährige weiß sich zu kümmern.
von  Florian Zick
Unten: Familie Gaßmann 2008: Da war die Wunsch-Elf gerade komplett. Oben: Acht Jahre später: ein Mannschaftsfoto aus dem Jahr 2016.
Unten: Familie Gaßmann 2008: Da war die Wunsch-Elf gerade komplett. Oben: Acht Jahre später: ein Mannschaftsfoto aus dem Jahr 2016. © AZ-Archiv/Schmalz/privat/AZ

München - Nummer 9 ist in der Schule, Nummer 3 hatte Spätschicht und liegt noch im Bett, Nummer 4 macht sich fertig für die Uni und der Mann ist mit dem Hund gerade Gassi gehen. Einer der wenigen Momente im Leben von Alexandra Gaßmann, in der es tatsächlich mal ein bisschen ruhiger ist. Der perfekte Zeitpunkt zum Reden.

Eine alte Eisenbahner-Siedlung in Laim, 120 Jahre alt. Hier wohnt Gaßmann mit ihrem Mann Arthur und den neun Kindern. Die Älteren im dritten Stock, die Jüngeren zusammen mit den Eltern im zweiten. Genossenschaft, sagt Gaßmann, "sonst könnten wir uns München gar nicht leisten."

Jeden Morgen um Fünf beginnt für Gaßmann der Tag

Gaßmann wird im Juli in den Stadtrat aufrücken. Bei der Kommunalwahl vor gut zwei Jahren haben ihr um die 1.400 Stimmen für den direkten Einzug gefehlt. Nun übernimmt die 49-jährige bei der CSU den Platz von Alexander Dietrich, der als Chef ins Personalreferat wechselt. "Ich gfrei mi jetzt einfach", sagt sie.

Eigentlich muss man mit Gaßmann überhaupt nicht darüber reden, wofür sie steht. Auf dem Esstisch in der Küche wartet ein Müsli, ein Kakao, eine Tupperbox mit Gemüsestreifen – der Tagesproviant für Tochter Cynthia, die Nummer 4.

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Obwohl sie ihren Job als Arzthelferin schon lange aufgegeben hat, ist Gaßmann schon seit fünf Uhr in der Früh wieder auf den Beinen. "Anders könnte man so ein Familienschiff gar nicht fahren", sagt sie und lacht. Familien und ihre Lebensumstände, das ist, was Gaßmann vornehmlich bewegt. Bezahlbare Wohnungen, ein vernünftiges Schulwesen, verträgliche Eintrittspreise. "Ein richtige Familienkarte zum Beispiel hört für mich nicht bei 14 Jahren auf", schimpft die neunfache Mutter.

Fast 90 Euro kostet ein Familienausflug ins Schwimmbad

Gaßmann hat mal ausgerechnet: 86,50 Euro müsste ihre Familie hinlegen, wenn alle zusammen mal einen Tag in einem städtischen Schwimmbad verbringen wollten. Viel zu viel natürlich für eine knappe Familienkasse. Alternativ machen die Gaßmanns deshalb Wanderausflüge oder gehen campen. Das belastet das Haushaltsbudget nicht ganz so sehr.

Gaßmann ist Chefin des Landesverbands kinderreicher Familien, sie führt den Vorsitz im Pfarrverbandsrat Laim mit seinen etwa 20.000 Katholiken, sie arbeitet ehrenamtlich für die Tafel und sitzt zudem in ein paar Parteigremien. Jetzt kommt noch der Stadtrat dazu. Aus der Neunfach-Mutter wird damit die für jeden ansprechbare Stadtmutter.

Manche in ihrem Umfeld fragen sich bereits, wie sie aus einem 36-Stunden- einen 72-Stunden-Tag machen will. Die Großfamilie habe sie aber gelehrt, Zeit zu managen, sagt Gaßmann. "Ich bin überzeugt, dass ich das schaffe". Seit acht Jahren sitzt Gaßmann zudem im Laimer Bezirksausschuss. Diesen Platz will sie auch jetzt nicht räumen. "Wenn man wissen will, wo die Menschen der Schuh drückt", sagt sie, "dann muss man dort sein."

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Zum Ausgleich geht Gaßmann gerne pilgern. Eine Tagestour auf dem Jakobsweg, Hauptsache irgendwo, wo es absolut keinen Handyempfang gibt. Dazu regelmäßig walken. Eine große Runde im Westpark, eine gute Stunde lang. "Ich bin mittlerweile schneller als die Jogger", sagt Gaßmann.

Im zweiten Stock der Laimer Eisenbahner-Siedlung hat Tochter Cynthia inzwischen ihre Brotzeit abgeholt. "Tschau, Äxl", sagt sie zum Abschied und gibt ihrer Mutter ein Bussi. Das mit dem Äxl hat irgendwann Sohn Ludwig eingeführt, die Nummer 3. Gaßmann weiß auch nicht mehr so genau, wie das kam. "Es gibt eben Dinge, die kann man nicht erklären", sagt sie.

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