Ärztefrauen und Comtessen: Die Machenschaften des Helg Sgarbi
MÜNCHEN/MONACO - Helg Sgarbi, der Erpresser der Milliardärin Susanne Klatten, hatte Erfahrung mit den Frauen - und mit dem Geschäft: Schon 2003 erpresste der 43-jährige Gigolo die mittlerweile verstorbene Comtesse Verena du Pasquier. Und eine Deutsche. Beide Fälle kamen vor Gericht. Jetzt wird bekannt: eines seiner letzten Opfer stammt aus Dachau.
Laut einer Urteilsverkündung des Landgerichts Bülach von 2003 machte sich Sgarbi 2002 an eine deutsche Frau heran. Sie war wohlhabend, ihr Mann ist Direktor einer Klinik in der Nähe von Konstanz. Sie hatten Sex, Sgarbi filmte es. Offenbar war das Zimmer präpariert. Danach wollte er das Video ihrem Mann zeigen. Sgarbi ging höchstselbst zur Klinik und übergab der Nachtschwester ein pikantes Paket.
Die "beste Frau der Welt"
Das Video und einen Ausdruck einer Homepage. Darauf hatte der Mann seines Opfer geschrieben, er habe die "beste Frau der Welt". Sgarbi notierte per Hand die Frage: "Ja? Wirklich?" Die Deutsche konnte das Paket in letzter Minute abfangen.
Das Ganze kam vor Gericht. Laut "Blick" verklagte die Frau den dreisten Sgarbi beim Landgericht Konstanz, bezeichnete ihn als "Gigolo" und "Abzocker". Sgarbi schlug zurück und zeigte sie wegen übler Nachrede an. Er verlor und wurde 2003 wegen Nötigung zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt.
Auch die Geschichte des toten Mafia-Paten-Kindes ist nicht gerade neu: Sgarbi wandte die Masche bei Susanne Klatten an, sie übergab ihm daraufhin 7,5 Millionen Euro, die er als Entschädigung an den Paten zahlen wollte.
Sgarbi und die Comtesse Du Pasquier
Die Story erzählte er auch der steinreichen Comtesse Verena Du Pasquier, die mittlerweile verstorben ist. Sie war steinreich, von hohem Adel und eine gute Bekannte von Fürst Rainier von Monaco. Sie schickte ihm manchmal Pralinen und stand an seinem Krankenbett, als er 2005 starb.
"Blick" berichtet, Sgarbi habe der Comtesse sogar die Ehe angeboten.Sein Pech: Eine Bekannte der in Monaco lebenden Adeligen kannte Sgarbi bereits. Sie warnte ihre Freundin (damals 83 Jahre alt), Sgarbi erzähle allen Frauen das Gleiche. Die Damen zeigten ihn an. Laut "Blick" habe Sgarbi sie daraufhin massiv bedroht, sie zogen die Anzeige zurück.
Ein weiteres Opfer stammt aus Dachau
Auch bayerische Frauen mit großem Geldbeutel wurden vom Schweizer nicht verschont: So traf er sich mehrere Male mit Elfriede R. aus Dachau. Wann, ist nicht bekannt. Auch sie gab Sgarbi Geld. Zu dieser Geschichte möchte sie sich derzeit nicht äußern.
Sgarbis letztes Opfer - die Chronologie des Falls Susanne Klatten
August 2007: Susanne Klatten und Helg Sgarbi lernen sich an der Bar des Hotel Lanserhof bei Innsbruck kennen. Sie trinken Tee, es gibt dort keinen Alkohol, und unterhalten sich - Susanne Klatten findet ihn auf Anhieb sympatisch. Die Affäre beginnt.
Herbst 2007: Das Paar trifft sich zu heimlichen Rendezvous‘ im Münchner Hotel Holiday Inn in der Leopoldstraße. In der Tiefgarage des Hauses übergibt Klatten ihm auch 7,5 Millionen Euro in 200 Euro-Scheinen – er will sich angeblich von Mafia-Forderungen loskaufen.
Winter 2007/08: Sgarbi zeigt sein wahres Gesicht. Er gibt sich mit dem Geld nicht zufrieden, beginnt Klatten zu erpressen: Er fordert von der Milliardärin zunächst 40 Millionen Euro, reduziert die Summe dann auf 14 Millionen. Er droht damit, kompromittierende Aufnahmen von den gemeinsamen Treffen in den Medien zu verbreiten.
Januar 2008: Susanne Klatten tritt den Schritt nach vorne an. Sie geht zur Polizei und stellt Strafanzeige.
Für die Geldübergabe wird ein Treffen in Vomp am 14. Januar vereinbart. Doch statt auf sein Erpressungsopfer trifft S. dort auf Polizisten.
Frühjahr 2008: Seit März sitzt Sgarbi im Münchner Gefängnis Stadelheim in Untersuchungshaft. Sein Komplize Ernano Baretta sitzt in Italien in U-Haft. In seinem haus bei Pescara fand die Polizei fast zwei Millionen Euro in bar und diverse Luxusautos.
November 2008: Der spektakuläre Erpressungsfall wird publik, italienische und dann natürlich auch deutsche Zeitungen berichten in großer Aufmachung darüber. Die Anklage gegen Sgarbi soll noch in diesem Jahr kommen, sein Komplize Ernano Barretta sitzt in einer italienischen Zelle. Er bezeichnet sich als unschuldig. Der Prozess wird erst 2009 stattfinden, beiden drohen mehrjährige Haftstrafen
Thomas Gautier