Ärzte übersehen Tumor: 350.000 Euro für Zarina
Die 20-jährige Schülerin ist querschnittsgelähmt, weil Ärzte im Haunerschen Kinderspital einen Tumor nicht erkannt haben. Jetzt kam es zu einem außergerichtlichen Vergleich.
MÜNCHEN Sie könnte heute wieder ganz gesund sein. Doch Zarina Z., eine hübsche junge Frau, wird ihr Leben lang auf den Rollstuhl angewiesen sein. Schon voriges Jahr hatte die AZ über ihr Schicksal berichtet. Sie war 13, als sie an Krebs erkrankte. Ein Tumor drückte aufs Rückenmark. Ein Tumor, den die Ärzte im Haunerschen Kinderspital nicht erkannten. 2003 war das. Jetzt hat Zarina, inzwischen 20 Jahre alt, eine hohe Entschädigung erhalten. Insgesamt 350000 Euro. Das Geld war in Etappen überwiesen worden. Mehrfach verzögerte sich die Zahlung. Dann kam es zum außergerichtlichen Vergleich. „Ich bin erleichtert, dass es vorbei ist“, sagt die Schülerin. „Das ist für mein Alter jetzt schon viel Geld.“
Was Zarina auch helfen wird: Zusätzlich zu der Summe müssen die Kosten getragen werden, die durch ihre Behinderung entstehen. Etwa wenn ein Wohnungsumbau nötig ist. „Nun hat sie ihr Recht bekommen und wird vollumfänglich entschädigt, ohne dass wir einen jahrelangen nervenaufreibenden Prozess führen mussten“, sagt ihr Anwalt Wolfgang Putz. „Vorbildlich“ findet er, wie der Direktor der Klinik, Dietrich Reinhardt, sich für die Patientin einsetzte. Der hatte 2009 erklärt: „Es handelt sich um einen tragischen, menschlichen Fehler, der uns sehr leid tut.“
Rückblick: Alles begann mit einem Kribbeln. „Als wären meine Beine eingeschlafen“, erinnert sich Zarina. Rückenschmerzen und Taubheitsgefühl plagten sie. Im April 2003 kam das Mädchen ins Haunersche Kinderspital der Uni München. Niemand erkannte den Notfall. Fünf Tage vergingen ohne nötige Untersuchungen. „Gegen die Schmerzen gaben sie mir eine Wärmflasche.“ Jahre später erklärte die Gutachtenstelle der Landesärztekammer: Hätten die Ärzte früher operiert, könnte Zarina heute gesund sein.
Ein Gedanke, der weh tut. „Traurig bin ich schon“, sagt sie. „Aber so ist das halt. Ich kann es nicht ändern. Ich muss nach vorne schauen.“ Noch wohnt die junge Frau in der Pfennigparade. Doch nächstes Jahr will sie mit einer Freundin in eine eigene Wohnung ziehen. Sie möchte studieren. „Am liebsten Medizin. Das ist mein Traum.“ J. Lenders
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