Ärger um Trinkgelder: Justiz ermittelt gegen Müllmänner

MÜNCHEN - Sie sorgen für Sauberkeit auf den Straßen – bei 26 Angestellten des städtischen Abfallwirtschaftsbetriebes AWM schaut’s sonst aber ziemlich unordentlich aus. Sie sollen Trinkgelder schlecht abgerechnet haben. Was den Müllmännern jetzt droht.
Die Müllmänner sollen Trinkgelder, die sie traditionell zwischen Weihnachten und Neujahr sammeln, unvollständig abgerechnet haben – das ist seit 2007 aber Pflicht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Vorteilsannahme. Den Angestellten drohen Kündigungen oder sogar bis zu fünf Jahre Haft.
„Das Verfahren läuft bei uns seit März“, bestätigte AWM-Sprecher Arnulf Grundler. Im Jahr 2007 schrieb OB Christian Ude per Dienstanweisung vor: Die Müllmänner müssen jeden Betrag mit Namen und Adresse notieren – schließlich spenden die Münchner mehrere Tausend Euro. Das wollte der OB kontrollieren.
Lückenhafte Angaben
26 der insgesamt 700 Mitarbeiter hielten sich nicht dran – der Anti-Korruptionsbeauftragte der AWM, Peter Palatzky, prüfte die Nachweise und entdeckte bei ihnen lückenhafte Angaben: „Einer gab nur die Gesamtsumme der Trinkgelder an“, sagt Grundler. Die anderen 25 rechneten nur straßenweise oder hausweise ab. „Wir sprechen jetzt mit den Mitarbeitern und gehen allen Vorwürfen nach“, versichert Sprecher Arnulf Grundler.
Ärgerlich: Für die Trinkgelder gab’s wohl auch Gefälligkeiten: „Manche nahmen zusätzlichen Müll, der nicht mehr in die Tonne passte, umsonst mit“, sagt Grundler. „Normalerweise muss der in einen extra Müllsack.“
Gleichzeitig meldeten sich verärgerte Münchner bei der AWM. „Wir bekamen einige Beschwerden“, sagt Grundler. „Manche Müllarbeiter sollen beim Trinkgeldsammeln ziemlich zudringlich gewesen sein.“ Immerhin: Heuer wird es wegen der Trinkgelder keinen Ärger geben. Die Neujahrssammlung wird abgeschafft – jetzt sind nur noch Sachwerte bis 15 Euro erlaubt.
Thomas Gautier