Adresse aus dem Telefonbuch: Stadt schreibt an einen toten Menschen
MÜNCHEN - Wie ist die Lebenssituation der Münchner Bevölkerung? Diese Umfrage ging auch makaberer Weise an die Adresse einer Person, die seit zehn Jahren verstorben ist. Wie repräsentativ sind diese Umfragen?
Wie ist die Lebenssituation der Münchner Bevölkerung? Das versucht die Stadt in regelmäßigem Turnus mit Hilfe einer repräsentativen Haushaltsbefragung herauszufinden. Mindestens 10000 Münchner sollen dazu interviewt werden. Doch jetzt sind Zweifel an der „Aussagekraft der erhobenen Daten“ aufgekommen. ÖDP-Stadtrat Tobias Ruff will wissen, ob es „methodische Mängel“ bei der Befragung gab.
Den Grund für seine Zweifel hat er Schwarz auf Weiß: „Konkret liegt mir ein Anschreiben des Oberbürgermeisters vom Juni 2010 an eine seit zehn Jahren verstorbene Person vor, in dem diese aufgefordert wird, sich an der Umfrage zu beteiligen.“ Eine peinliche Panne. Im städtischen Melderegister ist laut Ruff seit zehn Jahren registriert, dass die jetzt angeschriebene Person nicht mehr am Leben ist.
Eigentlich heißt es im Stadtratsbeschluß zu der Münchner Bürgerinnen- und Bürgerbefragung 2010: „Die Stichprobenziehung kann aus dem Datenbestand der Einwohnermeldestatistik vorgenommen werden.“
Laut Ruff wurde der Datenbestand aber offenbar aus öffentlichen Telefonverzeichnissen entnommen – wie schon bei der Befragung 2005. Jetzt will der ÖDPler unter anderem wissen: „Wie repräsentativ ist dann aber der befragte Personenkreis?“ Denn immer mehr Menschen würden sich nicht mehr in öffentliche Telefonverzeichnisse eintragen lassen. Und junge Singles hätten oft gar keinen Festnetzanschluss, sondern nur ein Handy.
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