Adliger Manager: Tod im Lieferwagen
MÜNCHEN - Der Manager Dirk Poschinger von Camphausen (36) ist tot: Am Freitag findet eine Polizeistreife seine Leiche im Südwesten der Stadt – einen Tag später werden drei Tatverdächtige festgenommen
Verzweifelt hoffte die Familie von Dirk Poschinger von Camphausen auf ein Lebenszeichen. Seit Donnerstag galt der Investmentexperte aus Bogenhausen als vermisst – doch am Samstag erfuhren die Verwandten die schreckliche Nachricht: Der 36-Jährige ist tot – ermordet. Die Leiche des zweifachen Familienvater lag in einem Lieferwagen, der im Münchner Südwesten geparkt worden war. Die Polizei hat inzwischen drei Männer unter dringendem Tatverdacht festgenommen – gegen sie wurde Haftbefehl beantragt. Sie hatten es offenbar auf den fast neuen Audi A8 Quattro des Managers abgesehen. Dirk Poschinger von Camphausen hinterlässt eine Frau und zwei kleine Kinder. Sie werden derzeit von Psychologen betreut. Die Todesnachricht traf die Familie wie ein Schock.
Am Donnerstagmorgen verschwand der Familienvater auf dem Weg zur Arbeit. Auch von seinem schwarzen Audi fehlte jede Spur. Weil sich der 36-Jährige nicht meldete und auch auf E-Mails und SMS nicht reagierte, verständigte Daniela Poschinger von Camphausen schließlich die Polizei (AZ berichtete).
Nahe des gefundenen A8 machte die Polizei die schreckliche Entdeckung: die Leiche im Lieferwagen
In der Nacht zum Samstag entdeckte eine Streife im Münchner Südwesten den zur Fahndung ausgeschriebenen A8. Die Beamten überprüften daraufhin einige in der Nähe abgestellte Fahrzeuge, darunter einen Lieferwagen. Im Inneren machten die Polizisten eine schreckliche Entdeckung – im Laderaum lag die Leiche des Investmentberaters.
Der Halter des Lieferwagens wurde überprüft. Eine groß angelegte Fahndung lief an. Bis zum nächsten Morgen hatte die Münchner Mordkommission drei Verdächtige ermittelt. „Die Männer wurden festgenommen“, bestätigte ein Polizeisprecher auf Anfrage der AZ. Sie stehen unter Mordverdacht. Sie hatten es offenbar auf den Wagen des Managers abgesehen – fast wie im Fall Sebastian Obersojer im Jahr 2001 (siehe unten).
Aufmerksam wurden die Täter auf Dirk Poschinger von Camphausen offenbar über das Internet. Der Spross eines uralten bayerischen Adelsgeschlechts wollte seinen zehn Monate alten Audi A8 Quattro (Neupreis: 90 000 Euro) abstoßen. Der Top-Manager, früher Vizepräsident der Frankfurter Niederlassung der US-Bank Morgan Stanley und seit knapp einem Jahr Direktor beim Investment-Dienstleister EQT, wollte, wie er in einer Internetannonce schrieb, nach Amerika umziehen. Da die Preise für Luxuskarossen wegen der Wirtschaftskrise im Keller sind, wollte der Investmentexperte den Wagen für knapp 54 000 Euro selbst verkaufen.
Ralph Hub