Achtung, giftiger Pelz - Schadstoffe in Fell-Mode
Tierschützer behaupten: Viele Pelz-Klamotten sind mit Schadstoffen belastet - angeblich auch eine Bogner-Mütze. Die Firma und andere Händler wehren sich.
MÜNCHEN/HAMBURG Fell-Accessoires sind der Renner der Saison: Wer es sich leisten kann, trägt Kapuzen mit Flausch-Besatz, Krägen aus Tierhaar oder gleich einen kompletten Pelz-Mantel. Doch jetzt warnt die Tierschutz-Organisation „Vier Pfoten“: Viele Pelz-Artikel sind mit giftigen Chemikalien belastet. Ein Speziallabor entdeckte bei Stichproben krebserregendes Formaldehyd. Außerdem fanden sich demnach in der EU verbotene Nonylphenolethoxylate. Betroffen sind auch eine Mütze der Münchner Marke Bogner und eine Kinderjacke der Firma Airfield, die in der Theatinerstraße einen Shop betreibt.
„Leider liegen Pelze wieder im Trend und die Branche bezeichnet sie gern als ökologisch wertvolle Naturprodukte“, sagt Thomas Pietsch. „Wir von ,Vier Pfoten’ konnten das nicht so ganz glauben.“ Deshalb ließen die Tierschützer 15Pelz-Produkte vom Bremer Umweltinstitut untersuchen und die Ergebnisse von einem unabhängigen Experten auswerten. Erschreckend: In 38 Prozent der Proben wurde Formaldehyd in hohen Konzentrationen nachgewiesen. 80 Prozent enthielten Nonylphenolethoxylate (NPEO). In je acht Prozent entdeckten die Prüfer Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe und Chlorparaffine in bedenklichen Mengen.
Wie kommt das Gift ins Fell? „Bei der Pelzherstellung werden viele Chemikalien eingesetzt“, so der Studienleiter.
Extrem auffällig war ausgerechnet ein Kinder-Kleidungsstück: In der Marderhund-Kapuze einer Airfield-Jacke steckten laut „Vier Pfoten“ 450 mg/kg Formaldehyd. „Der EU-Grenzwert für Spielzeugtextilien wurde um das 15-Fache überschritten“, sagt Tierschützer Pietsch. Die Jacke, zudem mit knapp drei Gramm NPEO pro Kilo verseucht, „hätte nicht mal als Chemieprodukt verkauft werden dürfen“.
Airfield will nun „mit strengsten Konsequenzen“ gegen den Lieferanten vorgehen.
Als „erheblich belastet und nicht empfehlenswert“ stuft das Umweltinstitut eine Mütze mit Marderhund-Puschel von Bogner ein – vor allem wegen des NPEO-Wertes von 360 mg/kg. Doch dagegen wehrt sich das Unternehmen: „Für Nonylphenolethoxylate gibt es keinen gesetzlich festgelegten Richtwert.“ Im Handel gelte jedoch ein freiwilliger Grenzwert von 250 bis 500 mg/kg, heißt es in einer Stellungnahme. „Unser Produkt befindet sich genau in der Mitte.“
Natalie Kettinger
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