Achtung, extrem giftig! Diese Pilze sollten Sie lieber nicht sammeln

Der Knollenblätterpilz sollte auf keinen Fall verzehrt werden. Leider kann er jedoch leicht mit essbaren Arten verwechselt werden.
von  Leonie Fuchs, Rosemarie Vielreicher
Grüne Knollenblätterpilze stehen auf Waldboden. Der Verzehr der Pilze kann die Leber schädigen und sogar tödlich enden.
Grüne Knollenblätterpilze stehen auf Waldboden. Der Verzehr der Pilze kann die Leber schädigen und sogar tödlich enden. © dpa

München - Noch immer werden drei Kinder im Alter von fünf bis 15 Jahren und ein Mann nach einer schweren Pilzvergiftung im Uniklinikum Essen behandelt. Sie waren am Dienstag der letzten Woche in lebensbedrohlichem Zustand in das Krankenhaus gebracht worden, nachdem sie Knollenblätterpilze gegessen hatten. Eine Verwechslung mit schweren Folgen. Bei drei der Patienten musste eine Lebertransplantation erfolgen. Warum ist der Knollenblätterpilz so gefährlich? Und: Gibt es ihn auch in Bayern? Welche essbaren Pilze sind leicht mit ihm zu verwechseln? Die AZ hat Expertinnen gefragt.

Auch in Bayern wächst der giftige Knolli

Ja, es gibt ihn auch im Freistaat, den extrem giftigen Grünen Knollenblätterpilz. "Der Knollenblätterpilz enthält das Gift Amatoxin, welches vor allem die Leberzellen schädigt und zum Leberversagen führen kann", sagt Katrin Romanek, Fachärztin für Innere Medizin am Klinikum rechts der Isar auf AZ-Anfrage. Als Oberärztin, die in der Abteilung für Klinische Toxikologie und beim Giftnotruf München arbeitet, weiß sie genau, was mit dem Körper passiert, wenn man versehentlich einen Knollenblätterpilz verspeist hat: "Amatoxine hemmen das Ablesen der RNA, somit können keine Proteine mehr gebildet werden und es kommt zum Zelltod." Sechs bis maximal 24 Stunden nach der giftigen Pilzmahlzeit treten demnach heftige Brechdurchfälle auf. "Danach kommt eine symptomfreie Phase, gefolgt von der Phase der Leberschädigung bis hin zum Leberversagen."

Achtung, Verwechslungsgefahr!

Doch welche heimischen, essbaren Pilze könnten überhaupt mit dem Knollenblätterpilz verwechselt werden? Er ähnelt etwa einigen Champignonarten, sagt die Pilzsachverständige Bettina Haberl, ebenso vom Klinikum rechts der Isar, der AZ. Eines der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale sei die Lamellenfarbe: "Die ist bei Knollenblätterpilzen immer weiß - bei Champignonarten rosa bis schokoladenbraun, das ist altersabhängig, bedingt durch die Sporenreife."

Zudem werde der Grüne Knollenblätterpilz oft mit den grünhütigen, essbaren Täublingen (Gattung Russula), wie dem beliebten Frauentäubling verwechselt. Doch Obacht: Auch weiße Knollenblätterpilze gibt es, die etwa dem verzehrbaren Anis-Champignon ähneln. Ein weiteres wichtiges Merkmal der Gift-Pilze: die Knolle an der Stielbasis mit ihren häutigen Hüllresten. "Wenn diese jedoch tief im moosigen Waldboden steckt, sieht sie der unbedarfte Sammler nicht unbedingt, und schneidet den Pilz oberhalb der Knolle ab, ohne diese zu bemerken", warnt die Pilzexpertin.

Wichtig zu wissen sei außerdem, dass das Gift des Knollenblätterpilzes auch in anderen Pilzarten vorkommt, zum Beispiel beim Gifthäubling. Besonders den Sammlern von Stockschwämmchen drohe hierbei Verwechslungsgefahr.

Diese essbaren Pilze haben giftige Doppelgänger

Wer mit Kindern zum Pilzesuchen geht, sollte sich weiterhin vor amatoxinhaltigen Arten der Gattung Lepiota (Schirmlinge) in Acht nehmen, die leicht giftig sind. Diese Pilze wachsen gerne in Gärten sowie Parks und seien mit ihrem kleinen Hutdurchmesser von maximal fünf Zentimetern besonders für Krabbelkinder gefährlich.

 

Und im Wald wachsen noch weitere Speisepilze, die einen giftigen Doppelgänger haben. Haberl nennt einige: Der essbare Perlpilz sei leicht zu verwechseln mit dem giftigen Pantherpilz. Statt einem leckeren Steinpilz kann leicht der giftige Satansröhrling gepflückt werden.

Generell kommen Vergiftungen durch den Verzehr selbst gesammelter Pilze immer wieder vor, schreibt auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer aktuellen Mitteilung. Beim Giftnotruf München seien heuer schon "einige" Anrufe wegen des Knollenblätterpilzes eingegangen, bestätigt auch Romanek der AZ. 

Pilz-Apps würden sich oft nicht für eine eindeutige Identifizierung von Pilzen eignen, so das BfR. Besser seien Beratungsstellen, die in vielen Städten und Regionen extra angeboten werden. 

Giftnotruf München anrufen

Und wenn es doch passiert ist, und einem nach dem Schwammerl-Verzehr Unwohlsein, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen plagen? Bei Verdacht auf eine Vergiftung sollte der Giftnotruf (München: 089 19240) angerufen oder ärztliche Hilfe aufgesucht werden, empfiehlt Romanek.

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