Kommentar

Absurd und gefährlich: Diese Fehler machten die Behörden im Wiesn-Chaos

Die Wiesn-Besucher sind am Samstag mit einem (großen) Schrecken davon gekommen. Zum Glück. Doch der Umgang mit der Überfüllung gibt Anlass zu großer Sorge. Stadt und Polizei müssen dringend ihre Konzepte überarbeiten, kommentiert AZ-Lokalchef Felix Müller.
Felix Müller
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Voll, voller, die Wiesn: Blick aufs Festgelände am Samstag.
Voll, voller, die Wiesn: Blick aufs Festgelände am Samstag. © picture alliance/dpa
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Die gute Nachricht: Offenbar ist am Samstag niemand zu größerem Schaden gekommen. Doch es hat wohl nicht viel gefehlt. Die wunderbare erste Wiesn-Woche, sie endete für viele Tausend Menschen mit einem großen Schrecken. Dieser Wiesn-Samstag muss ein Alarmschuss sein. Weil niemand sagen kann, ob man nächstes Mal wieder so viel Glück hat.

Das Festgelände sollte im Zweifelsfall lieber ein bisserl früher zugemacht werden, man hat ja Erfahrung damit, etwa Bahnen durchfahren zu lassen, um den Zustrom zu bremsen. Und sollte damit nicht warten, bis es auf dem Gelände "einfach zu voll" ist, wie es von der Polizei am Samstag hieß. Besser, die Menschen verteilen sich in der Stadt und im direkten Wiesn-Umfeld und komplizierte Räumungen müssen gar nicht erst organisiert werden.

Wiesn total überfüllt: So chaotisch kommunizierten die Behörden

Vor allem aber müssen Stadt und Sicherheitsbehörden sehr dringend überarbeiten, wie sie im Notfall kommunizieren. Am Samstag lief da so viel schief, dass man sich als Beobachter fragt, ob denn niemand vorab in Ruhe überlegt hat, wie mit der - übrigens absolut erwartbaren - Situation, dass die Kapazitäten der Festwiese einmal nicht mehr ausreichen, umzugehen ist.

Panik auch abseits des eigentlichen Gedränges damit abzutun, dass die jungen Leute heutzutage jedes Gerücht anheizen, wäre absolut unfair. Da wurden ohne Angaben von Gründen Durchsagen auf dem Festgelände gemacht, dass alle die Wiesn verlassen sollten – woran, wenn nicht an Terror und Gewalt sollen die Besucher da denken? Da zitierte der Bayerische Rundfunk noch um 18.30 Uhr einen Polizeisprecher, dass man nicht ausschließen könne, dass auch die Zelte geräumt werden müssen. Woran, wenn nicht an Terror und Gewalt sollen die Besucher da denken? Oberste Priorität in solchen Situationen aber müsste es gerade in Zeiten von Terrorangst und allgegenwärtigen Smartphones haben, die Situation nicht weiter aufzuheizen.

Ins Bild passte dann noch eine Sprecherin der Stadt, die am frühen Samstagabend – gerade häuften sich auf allen Kanälen die Nachrichten von Besuchern, die über Panik und dramatische Minuten berichteten – jubelnd bilanzierte, das Sicherheitskonzept habe "gut funktioniert". Es seien "Maßnahmen ergriffen worden", bevor es überhaupt zu "unangenehmen Situationen kommen konnte". Absurd.

Unzählige Besucher drängen sich auf dem Oktoberfest vor dem Riesenrad.
Unzählige Besucher drängen sich auf dem Oktoberfest vor dem Riesenrad. © picture alliance/dpa

In Rathaus-Kreisen wurde man am Sonntag – vorläufig noch hinter vorgehaltener Hand – sehr deutlich. Die Rede war von einem "doppelten Organisationsversagen". Der neue Wiesn-Chef Christian Scharpf redete den Vorfall unterdessen weiter klein, es habe sich nur um eine "sehr kurze Situation" gehandelt, sowas komme immer mal wieder vor. Wenigstens räumte er dann noch teilweise Fehler in der Kommunikation ein. Bleibt zu hoffen, dass das Thema nun ernstgenommen wird. Offensichtlich ist es allerhöchste Zeit. Denn zum Wiesn-Gefühl gehört auch das: sich im Großen und Ganzen sicher zu fühlen.

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  • FRUSTI13 vor 14 Minuten / Bewertung:

    Kein optimaler Einstand für den neuen Wiesn-Chef!

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  • Der Münchner vor 43 Minuten / Bewertung:

    In so einem Fall müssen alle Zäune sofort weg, muß die Wies'n aufgemacht werden. Die Eingangskontrollen sind doch das Nadelöhr!

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  • Peterauslaim vor 47 Minuten / Bewertung:

    Wenn die Wiesnleitung das abtut mit den Worten "es bestand nie eine Gefahr" tritt sie die Toten der letzten Loveparade mit Füßen.

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