Abschied vom Krimi-Prinzipal am Westfriedhof
Es dauert nicht lange, bis Svenja Duden die Stimme versagt. Tapfer hat die jüngere Tochter von Blutenburgtheater-Gründer René Siegel-Sorell in der kühlen Aussegnungshalle auf ihre Rede gewartet, obwohl ihr die Tränen in den Augen stehen. „Es gibt zwei wichtige Dinge, die ich von meinem Vater gelernt habe“, sagt sie mit brüchiger Stimme. „Das Erste ist Leidenschaft. Und das Zweite der Mut zur Konfrontation. Ich hoffe, ich kann seine Beharrlichkeit im Leben weiterführen.“
Seine Leidenschaft für das Krimi-Theater, das er 1983 mit seiner Frau Anne-Beate Engelke gründete, seine unendliche Loyalität und Treue als Arbeitgeber und Familienmensch – all das schätzten die Verwandten, Freunde und Schauspielkollegen von Siegel-Sorell, die gestern auf dem Münchner Westfriedhof von ihm Abschied nahmen.
Am 5. Januar war der Schauspieler und Regisseur mit 77 Jahren verstorben – nach langer Krankheit. Er bekam einen Luftröhrenschnitt, hatte eine Lungenentzündung. „Er lag zwei Monate im Koma“, erzählt seine Tochter Svenja der AZ. Sie war in den letzten Monaten im Krankenhaus an seiner Seite. „Sein Lebenswille war immer da – aber der Körper hat irgendwann nicht mehr mitgemacht.“
Sein Schauspielkollege Kai Taschner würdigt Siegel-Sorell als einen „Theatermenschen durch und durch“, aber auch als einen „unermüdlichen Kämpfer für seine Überzeugungen“. Vor dem Blutenburgtheater war Siegel-Sorell auch begeisterter Reisejournalist und Geschäftsführer der Bayern-SPD.
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Der gebürtige Tölzer verbrachte einen Teil seiner Kindheit im Heim und entdeckte schon früh seine Begeisterung für das Theater. Seine Schwester Ute-Karen Voigt erinnert sich an die ersten Stücke im Kindesalter: etwa an Schneewittchen und die sieben Zwerge, bei dem ihr die Zwergenkapuze über den Kopf rutschte und ihr Bruder René sie an die Hand nahm und von der Bühne führte. „Deine liebevollen Regieanweisungen fürs Leben, mein großer Bruder, sie werden mir fehlen.“
Sein Theaterchor singt ihm zu Ehren „Der Mond ist aufgegangen“, und als die vielen Stimmen von den Wänden widerhallen, bewegt seine Frau mit traurigem Lächeln leicht die Lippen. Gefasst läuft sie an der Spitze des Trauerzugs zu seinem Urnengrab, erst als sie hinunterblickt auf ihren Ehemann, kann auch sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. „Er war ein Schau-Mensch. Er hat das Leben geliebt“, sagt sie der AZ. „Man kann jetzt nur in die Zukunft blicken.“
Sie will und muss jetzt stark sein, um ihm seinen letzten großen Wunsch zu erfüllen: sein Lebenswerk, das Blutenburgtheater, in seinem Sinne weiterzuführen. „Sich hängen zu lassen, das wäre nicht in seinem Sinne gewesen.“
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