Abenteuer Deutschland

Ehrgeiziges Projekt: Der Münchner Fotograf Florian Wagner (46) reitet 1500 Kilometer vom Eibsee bis an die Nordsee
von  Natalie Kettinger
„Sie ist ein ganz anderes Pferd geworden.“ Florian Wagner mit Soloma.
„Sie ist ein ganz anderes Pferd geworden.“ Florian Wagner mit Soloma. © Nomi Baumgartl

Ehrgeiziges Projekt: Der Münchner Fotograf Florian Wagner (46) reitet 1500 Kilometer vom Eibsee bis an die Nordsee

München - Vor ihnen liegen 1500 Kilometer, zwei Monate Abenteuer, eine Deutschlandreise: Seit Montag sind der Münchner Fotograf Florian Wagner und der National-Geographic-Reporter Johan Dehoust unterwegs vom Eibsee nach Sylt. Auf Pferden.

Aus dem Sattel heraus soll ein Bildband zum 125.Geburtstag des Magazins entstehen. Um Deutschland zusätzlich aus der Luftperspektive zeigen zu können, fliegt Wagner mit einem Hubschrauber nach Bayern zurück und hat zudem einen Elektro-Gleitschirm im Gepäck.

Monatelang hat sich das Team, zu dem ein Techniker, zwei Kameramänner, eine Pferde-Verantwortliche und zwei Assistentinnen gehören, auf den Ritt (Motto: „Abenteuer Deutschland“) vorbereitet. „Seit Februar haben wir mit den Pferden trainiert“, erzählt Florian Wagner, der seine Paint-Stute Soloma (8), Araber-Wallach Rooh (10) und vier weitere Rösser mit auf die Reise nimmt. Bis zu 35Kilometer sollen die Tiere jeden Tag bewältigen. „Ich glaube, dass das mehr ihrem Wesen entspricht, als den ganzen Tag in der Box zu stehen und nur stundenweise bewegt zu werden.“

Der 46-Jährige verweist auf eine Studie über einen 1200-Kilometer-Ritt mit untrainierten Pferden: „Anfangs haben die Tiere stark an Gewicht verloren, dann aber bis zu 70 Kilo aufgebaut. Durch die zusätzlichen Muskeln waren ihre Gelenke besser geschützt, sie hatten einen besseren Stoffwechsel und waren generell ausgeglichener.“ Die Stute des Münchners hat sich schon während der Vorbereitung verändert. „Ihre Brust ist viel breiter geworden, der Kopf stärker, die Gänge runder, die Kondition besser. Man soll ja nichts überinterpretieren, aber Soloma ist ein ganz anderes Pferd geworden.“

Und durch nichts mehr zu erschrecken. „Desensibilisierung war das Wichtigste“, sagt Wagner. „Denn was ein Pferd nicht kennt, stuft es als gefährlich ein.“ Deshalb mussten Soloma, Rooh und die anderen lernen, vor hupenden Autos nicht panisch die Flucht zu ergreifen, brav über Brücken zu gehen, auch wenn die Hufschläge hallen und durch Bäche zu waten.

Außerdem mussten sie sich an den gewaltigen Hänger gewöhnen, der sie vor Unwettern und Hagel schützen soll: ein 3,5-Tonnen-Gefährt mit Boxen, Duschen, Büro und Solaranlage auf dem Dach, gezogen von einem PS-starken Landrover Discovery.

Unterwegs werden Pferde und Abenteurer immer wieder von interessanten Gästen besucht oder begleitet. Ein Professor – und großer Pferdefreund – erklärt reitend die Entstehung der Zugspitze. Amelie Neureuther, Modestylistin und große Schwester von Ski-Star Felix, wird das Projekt in Comicform festhalten. In München wird Günther Maria Halmer, der „Tscharlie“ aus der „Münchner Geschichte“, mit ihnen durch den Englischen Garten reiten. „Und der Spitzenkoch Johann Lafer kommt mit dem Heli zu uns geflogen und kocht für uns am Lagerfeuer“, sagt Florian Wagner und lacht. Ein Abenteuer, ganz nach seinem Geschmack.

Im Netz können Sie „Abenteuer Deutschland“ mitverfolgen. Entweder auf der gleichnamigen Facebook-Seite oder auf nationalgeographic.de/die-welt-von-ng/special/deutschland-zu-pferd (Blog).

 

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