83-Jährige misshandelt: 13-Jährige beschuldigen sich gegenseitig

Die Buben sind 13, vor äußerster Grausamkeit und Demütigung einer dementen Dame schrecken sie trotzdem nicht zurück. Sie flößen ihr Alkohol ein, pinkeln sogar auf sie. Jetzt schieben sich die beiden die Tat gegenseitig zu.
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In diesem Haus geschah der unfassbare Überfall
Daniel von Loeper In diesem Haus geschah der unfassbare Überfall

MÜNCHEN - Die Buben sind 13, vor äußerster Grausamkeit und Demütigung einer dementen Dame schrecken sie trotzdem nicht zurück. Sie flößen ihr Alkohol ein, pinkeln sogar auf sie. Jetzt schieben sich die beiden die Tat gegenseitig zu.

Sie wurden häufiger zusammen gesehen: die alte, gebrechliche Frau mit ihrem Rollwägelchen und der 13-jährige Bub mit dem Gel im Haar. Der Schüler half ihr ab und zu beim Einkaufen, begleitete die allein stehende Rentnerin zum nahen Bäcker oder in den Supermarkt. „Ich dachte immer, was für ein netter Bub“, erzählt eine Verkäuferin fassungslos.

Eine Nachbarin berichtet, der Schüler sei immer freundlich und geduldig gewesen, auch wenn die demenzkranke, alte Dame mit ihm schimpfte. Am Montag kehrte sich die Hilfsbereitschaft des Teenagers um in unfassbare Grausamkeit: Gemeinsam mit einem gleichaltrigen Freund quälte und misshandelte der 13-Jährige die alte Frau in deren Wohnung in Milbertshofen. Am Mittwoch wurden neue furchtbare Details des stundenlangen Martyriums bekannt.

So sollen die Buben die alte Frau gezwungen haben, insgesamt einen halben Liter Jägermeister zu trinken. Zuerst musste sie den Kräuterlikör aus Gläsern trinken, schließlich öffneten sie ihr mit Gewalt den Mund und pressten ihr die Flasche gegen die Zähne. Auch sollen die Schüler die Seniorin mit Rasierschaum besprüht haben - der Schaum landete auch in ihrem Mund. Die Buben leerten den Inhalt einer Maggi-Flasche über ihr aus und spritzten sie der Frau wohl auch in die Augen. Schließlich pinkelten sie auch noch auf die am Boden liegende, völlig wehrlose Frau und kippten den Rest des Jägermeisters über ihr aus. Außerdem malträtierten die Buben die Rentnerin mit Fußtritten und besprühten sie mit Parfüm. Die 83-Jährige erlitt eine Hornhaut-Erosion und eine Bindehautentzündung. Sie liegt seit Montagabend im Krankenhaus. Einer der Buben hatte der Mutter seines Mittäters von der Tat erzählt. Die Frau alarmierte daraufhin sofort die Polizei.

Die verletzte alte Frau kroch auf dem Boden zu ihrer Wohnungstür, um ihren Rettern zu öffnen. Sie wurde in eine Klinik gebracht, wo sie seither behandelt wird. Ob sich die Rentnerin von dem Gewalt-Exzess wieder erholen wird oder ob sie bleibende Schäden erlitten hat, ist völlig unklar.

Es ist einer dieser Fälle, die blankes Entsetzen und Fassungslosigkeit hervorrufen. Was ging in den Buben vor? Wie konnte die anfängliche Hilfsbereitschaft derart umschlagen? „Wie kann ein Kind nur so etwas tun?", sagte eine völlig schockierte Nachbarin gestern. In zwei nahen Hauptschulen wurde die Gewalttat gestern bereits von einigen Lehrern im Unterricht thematisiert. Ein Schüler (14) zur AZ: „Voll krass! Das kann niemand verstehen, wie man einem alten Menschen so etwas antun kann.“

Der eine Bub, der der alten Frau öfter half, wohnt in unmittelbarer Nachbarschaft. Er ist wie sein Freund zuvor nicht straffällig geworden. Allerdings musste die Polizei schon nach beiden suchen, weil sie ausgerissen waren. Der Nachbarsbub wird von Mietern, die mit ihm im Haus wohnen, als „verhaltensauffällig“ beschrieben.

Eine erste tätliche Auseinandersetzung zwischen dem Nachbarsbuben und der Rentnerin gab es bereits an Fasching. Nachbarn hatten zuvor gehört, wie die Frau den Schüler anschrie. Am Rosenmontag soll der Bub der Rentnerin nach einem Streit gegen das Schienbein getreten haben. Danach brach die Frau den Kontakt zu ihm ab. Der Polizei erzählte sie aber nichts von dem Vorfall.

Was tatsächlich das Motiv für die Gewaltorgie war, ist für die Polizei noch völlig unklar. Die demente Seniorin reagierte auf die Fragen der Ermittler nicht. Als sie gefunden wurde, war sie völlig verstört. Die Buben wurden inzwischen von der Polizei befragt, doch schieben sie sich gegenseitig den schwarzen Peter zu und bezeichnen sich selbst als „Mitläufer“. Angeblich wollte der eine abhauen, sei aber von dem anderen massiv unter Druck gesetzt worden.

Die Polizei hält den Buben für den Haupttäter, der der Frau zuvor vier Monate lang half und dafür etwas Taschengeld von ihr bekam. Beide wurden nach der Befragung wieder freigelassen - mit 13 sind sie noch nicht strafmündig.

Der mutmaßliche Haupttäter sagte nach der Vernehmung zu seiner Mutter, er würde sich umbringen, wenn er nun ins Heim müsste. Jetzt ist er in der Psychiatrie. ah, jo, job, va

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