600 Razzien gleichzeitig
Sie wirkt einschläfernd, macht völlig willenlos und hinterher können sich die Opfer meist an nichts erinnern. 3000 Polizisten jagen Chemie-Händler wegen K.o.-Tropfen. Festnahme auch in München.
MÜNCHEN Sie wirkt einschläfernd, macht völlig willenlos und hinterher können sich die Opfer meist an nichts erinnern: Die leicht salzig schmeckende, farblose Gamma-Hydroxy-Buttersäure (GHB), umgangssprachlich als „Liquid Ecstasy“, „rape-drug“ oder K.o.-Tropfen bekannt. Die synthetische Droge, die bereits zu Todesfällen führte und bereits nach kurzer Zeit nicht mehr im Blut nachweisbar ist, taucht immer häufiger bei Vergewaltigungen und Raubstraftaten in den Polizeiakten auf.
Mit insgesamt 600 Razzien im Großraum München, in Niedersachsen, der Schweiz und Österreich holte die Polizei gestern zum Schlag gegen die kriminellen Hersteller dieser Drogen aus. Insgesamt rund 3000 Polizisten und Staatsanwälte waren im Einsatz, um zwei Chemikalienhändlern aus dem Großraum München und Niedersachen das Handwerk zu legen.
Ein Münchner festgenommen
Die beiden stehen im Verdacht, vorwiegend über das Internet Chemikalien verkauft zu haben, mit denen sich in (illegalen) Labors die Betäubungsmittel Amfetamin und Metamfetamin herstellen lassen. Außerdem sollen sie große Mengen GBL verkauft haben. Der Münchner wurde festgenommen.
Vor eineinhalb Jahren sorgte der Fall des 57-jährigen Erich E. (Name geändert) in München für großes Aufsehen. Der Mann hatte unentdeckt jahrzehntelang Opfer mit Drogen-Cocktails gefügig gemacht. Sechs Frauen, darunter seine Nichte betäubte er mit Substanzen, die ähnlich wirken wie „Liquid Ecstasy“. Seine Nichte quälte er dann mit brennenden Zigaretten, eine andere Frau mit einem Handbohrer. Seine Vergewaltigungen dokumentierte und katalogisierte der Mann. Trotzdem kam Erich E. milde davon: Er wurde zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt.
K.o.-Tropfen um Senioren auszurauben
Die 54-jährige Nürnbergerin Amanda F. benutzte synthetische Drogen, um wehrlose Senioren auszurauben. Sie kippte ihnen die Tropfen in den Kaffee. Eine 79-jährige Kölnerin starb um ein Haar daran. Sie wurde bewusstlos und erlitt einen Hirninfarkt, während Amanda F. Schmuck und 170 Euro entwendete.
Bei Redaktionsschluss dauerten die Razzien des Landeskriminalamtes noch an. Heute wollen die Ermittler Ergebnisse bekannt geben.
N. Job
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