53-Jähriger Pädophiler muss in Sicherungsverwahrung

München Als er die Einzelstrafen hörte, die ihm der Staatsanwalt aufbrummen wollte, wurde Ulf G. (53) nervös. „Das sind ja 28 Jahre“, rechnete er seiner Anwältin Heidi Pioch während des Plädoyers vor. Doch die konnte ihn beruhigen. Die Strafen wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und besonders schwerem Missbrauch werden nicht einfach addiert.
Am Ende forderte der Ankläger tatsächlich „nur“ 12 Jahre und sechs Monate Haft, dazu allerdings die anschließende Sicherungsverwahrung, während Pioch neun Jahre ohne Sicherungsverwahrung für ausreichend hielt. Das Landgericht wählte die Mitte: Elf Jahre und Sicherungsverwahrung.
Immer noch viel für einen Mann, der offenbar sehr lange Zeit überhaupt kein Unrechtsbewusstsein hatte, wenn er acht- bis 13-jährige Buben für seine Sexspiele missbrauchte.
So muss es für den Koch vom Tegernsee ein großer Schritt gewesen sein, als er für die jüngsten Taten zwischen 2011 und 2013 ein Geständnis ablegte. Damit ersparte er diesen Opfern die Aussage vor Gericht. Und sich selber ein paar zusätzliche Jahre im Knast.
207 Fälle des sexuellen Missbrauchs und 24 Fälle des besonders schweren Missbrauchs wies ihm das Gericht nach. Darunter auch ältere Fälle, die Ulf G. bis zuletzt leugnete. Auch vor schlafenden Buben habe er nicht Halt gemacht, so das Gericht.
Eine Zeugin bezeichnete die Verhältnisse in den wechselnden Wohnungen von Ulf G. als „zweites Jugendzentrum vom Tegernsee“. Die Buben durften dort rauchen, Alkohol trinken und Computerspiele zocken. Die Eltern schöpften lange keinen Verdacht.
Das Vertrauen seiner Umgebung hatte sich der Koch unter anderem mit der Lüge erschlichen, er sei der Stiefvater oder Leihopa eines der Buben ausgab.
Der Vorsitzende Richter Thomas Bott mahnte Ulf G. in seiner Urteilsbegründung, sich im Gefängnis um eine erfolgreiche Sexualtherapie zu bemühen. Denn nach Ablauf der elfjährigen Haft liegt sein Schicksal in der Hand der psychiatrischen Gutachter. Kommen die in ihren Gutachten zu dem Schluss, dass von Ulf G. weiter eine Gefahr ausgeht, könnten es doch noch ein paar Jahre mehr in Unfreiheit werden. Theoretisch sogar 28.