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500-Kilo-Bombe am Westfriedhof erfolgreich entschärft

Am Rand des Westfriedhofs in München ist eine Fliegerbombe entdeckt worden. Am frühen Morgen müssen Tausende ihre Wohnungen verlassen. Seit 14 Uhr können wieder alle heim.
Hüseyin Ince,
Julia Volkenand |
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500 Kilo ist die Weltkriegsbombe, die am Münchner Westfriedhof entschärft wurde, schwer.
500 Kilo ist die Weltkriegsbombe, die am Münchner Westfriedhof entschärft wurde, schwer. © Hueseyin Ince

Es ist der wohl kälteste Vormittag des Jahres, als Feuerwehr und Polizei am Sonntag die letzten Vorkehrungen treffen, um eine explosive Gefahr am Wintrichring unschädlich zu machen. Mal wieder – muss man beinahe sagen – ist eine Weltkriegsbombe zufällig gefunden worden, die seit 80 Jahren 1,2 Meter unter der Erde schlummerte. Diesmal auf einem Brachgelände im Nordteil des Westfriedhofs.

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"Zum Glück kein Zeitzünder", sagt Feuerwehr-Sprecher Franziskus Bronnhuber. 250 Kilogramm Sprengstoff plus 250 Kilogramm Gewicht des Gehäuses, US-amerikanische Bauart, zwei Zünder. Offenbar konnten sich diese massiven Bomben bis zu sechs Meter in den Boden bohren, bevor sie explodierten – oder bis ins Erdgeschoss von Wohnhäusern.

22 Container voller Wasser umzingelten die Megabombe

Ein Baggerfahrer war bei Bauarbeiten vor etwa einer Woche auf das wuchtige Metallteil gestoßen. "Soweit ich weiß, hat der Mann schnell erkannt, worum es sich handelt", sagt Bronnhuber. Wichtig sei es gewesen, dass die Bombe seither nicht mehr bewegt wurde.

Sprengmeister Sebastian Braun entschärft seit 20 Jahren Bomben.
Sprengmeister Sebastian Braun entschärft seit 20 Jahren Bomben. © Hueseyin Ince

22 Übersee-Container voller Wasser haben die Rettungskräfte seither rund um die Bombe aufgestellt. Nur für den Fall der Fälle, falls die hochexplosive Mischung von ganz alleine oder durch eine misslungene Entschärfung explodieren würde.

Rund 300 Anwohner wurden in dieser Turnhalle untergebracht.
Rund 300 Anwohner wurden in dieser Turnhalle untergebracht. © Hueseyin Ince

700 Meter Evakuierungskreis legten die Sprengstoffexperten um Sebastian Braun fest. Der Mann vom Kampfmittelräumdienst ist ein Sprengmeister mit großer Erfahrung. Seit wann er schon Bomben entschärfe? "Inklusive Bundeswehr seit 20 Jahren", sagt er am Sonntag mit konzentriert-entschlossener Miene gegen 9 Uhr, bevor er sich endgültig Richtung Container bewegt und seine Vorbereitungen trifft.

Sicherheitskräfte klingelten die Häuser durch

7000 Bewohner mussten evakuiert werden, die im Umkreis der Bombe wohnen. Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) hatte hierzu eine Allgemeinverfügung erlassen. Bis zu 300 Polizisten und Feuerwehrleute sicherten zwischen acht und zwölf Uhr ab, dass in der Gefahrenzone keiner daheim blieb.

Die meisten der 7000 Münchner hatten offenbar eine Gelegenheit, am Sonntag bis zum späten Vormittag bei Freunden, Verwandten oder in einem Zweitwohnsitz unterzukommen. Etwa 300 Personen fanden sich in der Turnhalle des Gymnasiums Moosach ein, die man als Übergangsquartier nutzen konnte. Vor allem Bewohner des nahe gelegenen Altenheims treffen ein, alle bekommen Kartoffelsuppe und warme Getränke. Alle Münchner Rettungsdienste packen hier im Gymnasium gemeinsam an.

Rahul kam mit seiner Familie  im Gymnasium Moosach während der Bomebentschürfung unter.
Rahul kam mit seiner Familie im Gymnasium Moosach während der Bomebentschürfung unter. © Hüseyin Ince

Münchner wie Rahul (38) sind hier untergekommen, ein IT-Spezialist mit indischen Wurzeln. Er ist mit seinen beiden Söhnen und seiner Frau da. Die Familie wohnt an der Feldmochinger Straße. "Wirklich gut organisiert", sagt er, "wir hätten sonst nicht gewusst, wo wir die Zeit hätten verbringen sollen."

"Etwas kurzfristig zwar, sonst alles super"

Auch Dorit ist hier, eine Rentnerin von der Welzenbachstraße. Sie genießt im Innenhof die Sonne auf den Treppenstufen. "Ich habe alles Zerbrechliche auf den Boden gestellt, bevor ich aus der Wohnung gegangen bin", sagt sie. Sicher sei sicher, für den Fall der Fälle. Dorit mache sich schon seit Donnerstag Gedanken, wie der Sonntag ablaufen würde. Sie fühlte sich etwas zu kurzfristig informiert, als sie am Donnerstag ein Infoblatt im Briefkasten entdeckte. Sonst sei alles bestens.

Am Ende ist die Erleichterung groß. Um 14.05 Uhr postet die Feuerwehr auf X, dass die 500-Kilogramm-Bombe erfolgreich entschärft worden sei. Alle Anwohner durften unmittelbar danach zurück in ihre Häuser.

Etwa 5000 Sprengkörper aus dem Weltkrieg würden jährlich deutschlandweit entschärft. Sage und schreibe 300.000 unentdeckte Bomben vermute man noch unter der Erde, sagt Feuerwehrsprecher Bronnhuber. Und da brauche man nicht groß rechnen, um behaupten zu können: "Das Thema Weltkriegsbomben wird uns alle noch jahrzehntelang beschäftigen", sagt Bronnhuber.

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