50 000 leere Gräber - Münchner sparen am Tod!

MÜNCHEN - Der Tod kostet nicht nur das Leben. Sarg, Bestattung, Grabstein – rasch liegen die Ausgaben bei mehreren tausend Euro. Das ist vielen Angehörigen zu teuer. Die Münchner sparen. Selbst am Tod. Ein Trend, den die städtischen Friedhöfe deutlich spüren. Gesundheitsreferent Joachim Lorenz sagt: „Viele Leute denken nur an die Kosten und wollen nur die billigsten Bestattungen machen.“ Die Trauerkultur habe sich geändert.
Für die städtischen Friedhöfe ist dieser Wandel eine Herausforderung. Sie müssen sparsam wirtschaften, um die Gebühren stabil halten zu können. „Wir haben Glück gehabt, dass wir keine Erhöhung machen mussten“, so Lorenz. Am Mittwoch soll sich der Stadtrat mit der neuen Gebührenordnung befassen. Danach liegen die Kosten für eine Erdbestattung bei unverändert 1276 Euro. Eine Einäscherung mit Urnenbeisetzung kostet weiter 1161 Euro.
Immer mehr Münchner wählen die etwas günstigere Variante. Im vorigen Jahr fanden auf den städtischen Friedhöfen 6400 Urnenbeisetzungen statt, zusätzlich sind fast 1400 Urnen versandt worden. Im selben Zeitraum wurden dagegen bloß 4363 Tote in Särgen bestattet.
Dabei werden immer weniger Extra-Leistungen in Anspruch genommen: Die Aufbahrung von Verstorbenen zum Beispiel halten viele für verzichtbar, genau wie die Benutzung der Leichenhallen oder Trauerfeiern vor der Einäscherung. Stattdessen reicht den Münchnern eine Zeremonie vor der Urnenbeisetzung – das ist das einzige Angebot, das stärker nachgefragt wird.
Die Stadt führt das alles nicht nur auf einen „veränderten Umgang mit dem Tod“ zurück, sondern auch auf den „Wegfall des Sterbegeldes der Krankenkassen“. Das war 2004 gestrichen worden.
Ungebrochen ist außerdem der Trend zur Grab-Aufgabe. „Immer mehr Gräber werden schon nach der Mindestruhezeit aufgelöst“, sagt Lorenz. Dabei ist die in München mit meist bloß zehn Jahren vergleichsweise kurz. Ende vorigen Jahres gab es auf den Münchner Friedhöfen fast 50 000 freie Grabstätten. Von den insgesamt rund 260 000 Gräbern sind also bloß 210 000 belegt.
Vor nicht allzu langer Zeit hatte die Stadt eine Werbekampagne veranstaltet, damit Angehörige ihre Grabnutzungs-Rechte verlängern. Das will sie demnächst wiederholen. Denn die leeren Gräber sind für die Friedhöfe ein Problem. Lorenz erklärt: „Wenn mehr Flächen frei sind, bedeutet das einen Pflegeaufwand, der von weniger Menschen bezahlt wird.“
Der Gesundheitsreferent bedauert die Entwicklung der Trauerkultur: „Ich würde mir schon wünschen, dass meine Kinder auch nach 20 Jahren an mein Grab kommen und mir eine Blume hinstellen.“